„Volkslied und Volksmusik sind also zeitgenössisch. Die Position in der Moderne und ihr Zusammenhang mit Gesellschaft sollten bedacht und behandelt werden. Das sollte unsere Aufgabe, unsere Erklärungsmöglichkeiten und die Konzepte unserer Arbeit klären und befördern.“ (K. Köstlin, 2023)
Vor 31 Jahren begann der Dachverband der österreichischen Volksliedwerke im Rahmen einer Sommerakademie, die Schnittmengen der Volksmusikforschung zwischen Wissenschaft(en) und Praxis auszuloten. Man nahm sich – zumindest für die erste SAK – zwei Wochen Zeit, Lehrende aus Politik, Kultur, Medien, Ministerien und Wissenschaft gaben sich die Klinke in die Hand, Student:innen, Musiker:innen, Lehrer:innen und Kulturschaffende hörten zu und diskutierten. Das Institut für Volkskunde hieß noch nicht „Europäische Ethnologie“, Konrad Köstlin lehrte in Tübingen und noch nicht in Wien und hielt in diesen 14 Tagen gleich mehrere Vorträge. Walter Deutsch leitete das Institut für Volksmusikforschung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien, die noch keine Universität war. Seither ist viel passiert und es ist an der Zeit, die Geschichte des Dachverbands Revue passieren zu lassen, um sich für die Zukunft vorzubereiten.
Die Themen jener Jahre sind nach wie vor aktuell oder sind es wieder geworden. Es ging etwa um „Die Wiederkehr des Volkes“, über Kontroversen zwischen Tradition und Innovation, Identitäten und Europa bzw. Nachbarschaften. Unter den Fingernägeln brannte natürlich immer wieder das Thema der „Volksmusikpflege“ und deren Anpassung (oder eben nicht) an die Moderne. Archivierungs- und Sammlungskonzepte wurden und werden diskutiert. Die SAK 1995 widmete sich z.B. dem Thema sozialer Ordnungen, vortrefflich wiederzufinden in vielen Spielarten der Volksmusik. 2008 gab es mit dem neuen Vizepräsidenten und Leiter der Wissenschaftlichen Kommission Konrad Köstlin einen Neustart unter dem Generalthema „Volkskultur als Dialog“. Immer wieder auch provozierten nun SAK-Themen wie etwa 2010 „Musik.Tanz.Mundart. Anmutungen des Archaischen.“ Die Provokation erfolgte nun häufig aus dem Blickwinkel des Ethnologen, dessen Fokus vornehmlich auf die gesellschaftspolitische Relevanz und nicht auf eine Form der musikalischen Analyse abzielt.
In diesem Sinne möchten wir alle Interessierten einladen, zum Abschluss der Leitungsfunktion von Konrad Köstlin Beiträge zur SAK 2023 zu liefern, die im weitesten Sinne um folgende Fragestellungen kreisen:
- Volkskultur / populäre Kultur als soziale Dimension in der Gegenwart
- Lassen sich die verschiedenen Milieus der Volksmusik verbinden? Oder: Wie
weit gehören Ränder und ihre Mitte zusammen? - Die Geschichte der SAK – und was dies für die Zukunft heißt
- Wie sehen wir die Zukunft von Volksliedwerken und verwandten Institutionen?
Wir laden ein, bis einschließlich 11. April 2023 Vorschläge an das Österreichische Volksliedwerk: sommerakademi(at)volksliedwerk.at zu schicken.
Zwischen den Vorträgen gibt es immer wieder Zeit zum Austausch in kleineren Gruppen, die großzügige Mittagspause erlaubt den Sprung in den nahegelegenen Traunsee, der zugegebener Weise einer der kältesten in Österreich, aber dafür bezaubernd und herrlich erfrischend ist. Am 26. August freuen wir uns wieder auf eine musikalische Straßenbahnfahrt durch Gmunden.
Studierende bis 30 Jahre sowie Zivil- und Präsenzdiener können ein Stipendium für eine kostenlose Teilnahme (Übernahme von Kost, Logis und Tagungsgebühr) beantragen. Dafür genügt ein formloses Schreiben (min. 1000 Zeichen), in dem ein begründetes Interesse an der Tagung dargelegt wird. Darüber hinaus erhalten Studierende, Zivil- und Präsenzdiener 20% Ermäßigung.
Die Sommerakademie „Volkskultur als Dialog“ wird seit 1992 mit Unterbrechungen abgehalten. Sie ist eine Diskussionsplattform, die sowohl den praktischen als auch den theoretischen Zugang zur Volkskultur zu hinterfragen und zu überprüfen versucht. Ziel dieser jährlichen Veranstaltungsreihe ist es, das breite Betätigungsfeld der Volkskultur zu reflektieren und Brücken zu schlagen zwischen jenen, die Volkskultur leben, und jenen, die sich wissenschaftlich damit beschäftigen. Denn Volkskultur ist ein lebendiger Dialog zur Selbstvergewisserung unserer modernen Lebenswelt.
Das Programm wird in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Kommission des Österreichischen Volksliedwerks ausgearbeitet.
Anmeldung:
Bis 31. Juli 2023. (Weitere Details finden Sie unter diesem Link)
Die Anmeldung per Telefon, Post, Fax oder E-Mail ist verbindlich. Rechnung wird nach erfolgter Anmeldung zugestellt und ist bis 10 August 2023 einzuzahlen.