Abendveranstaltungen – online als Livestream und im 4-Wochen- Videoarchiv
Aller Voraussicht nach werden alle April-Veranstaltungen nur online stattfinden.
Die Abendveranstaltungen können entweder live (Link zum Livestream auf
www.literaturhaus.at) mitverfolgt oder vier Wochen auf www.literaturhaus
nachgeschaut werden.
Neuerscheinungen | Buchpräsentationen mit Lesungen
Lukas Meschik „Planeten“ (Limbus, 2020)
Marcus Pöttler „Echos“ (Limbus, 2021)
Jana Volkmann „Investitionsruinen“ (Limbus, 2021)
Lesungen: Lukas Meschik, Marcus Pöttler & Jana Volkmann
Moderation: Erwin Uhrmann (Autor und Kurator der Limbus Lyrik Reihe)
Zwei Protagonisten durchziehen Lukas Meschiks neuen Lyrikband Planeten mit fünf mal fünfzehn Gedichten: die Stadt und das Buch. Ein Büchermensch bewegt sich in aller Selbstverständlichkeit durch Wien – empfänglich für das Besondere im Alltäglichsten: Er sieht die jämmerliche Schönheit der Blumen auf dem Supermarktparkplatz, er hört, wie sich der beharrlich übende Nachbar im Klavierspiel verbessert, er interagiert – mitunter wortlos – mit den Menschen in den Straßen, an den Fenstern, in der U-Bahn, im Stadtpark, am Praterstern, im Schweizerhaus, er
erkennt Freude, Liebe, Angst, Langeweile, Lüge, Abgründe.
Parallel spannt sich ein Bogen des Lesens, des Dichtens, des Schreibens; die pure Dichtlust macht aus Banalitäten prickelnd Neues. Meschiks wache Sprache arbeitet gegen die Gemütlichkeit des Altbekannten an und kontrastiert wienerische Walzerseligkeits-Klischees mit moderner Urbanität. Dass Weltliteratur Eingang in die Texte eines Viellesers findet, versteht sich – und so begegnen wir unter anderem Ingeborg Bachmann und Paul Celan.
Lukas Meschik, geb. 1988 in Wien, debütierte 2009 mit dem Roman Jetzt die Sirenen (Luftschacht), mit dem er auf Einladung des Literaturhaus Wien am Europäischen Festival des Debütromans in Kiel teilnahm. Es folgten der Erzählband Anleitung zum Fest (Luftschacht, 2010) und der Roman Luzidin oder Die Stille (Jung und Jung, 2012). Bei Limbus erschienen die Romane Über Wasser (2017) und Die Räume des Valentin Kemp (2018) sowie der Prosaband Vaterbuch (2019) und zuletzt der Lyrikband Planeten (2020). Lukas Meschik war Sänger, Texter und Gitarrist der Band Filou und ist Frontmann seines Musikprojekts Moll. Er wurde mit dem Förderpreis der Stadt Wien (2012) ausgezeichnet und war 2013 Kitzbüheler Stadtschreiber. Mit einem Auszug aus Vaterbuch war Lukas Meschik beim Bachmannpreis 2019 eingeladen.
Marcus Pöttler sucht in Echos nach einer neuen Sprache für die Liebe und nutzt dafür die lyrischen Echos einer Beziehung als Lot und Kompass. Zwei werden hier immer als Eins gedacht, alle Sinne sind mit dabei: Pöttler greift in die Natur, ins wohlige Thermalwasser und immer wieder ins Weltall, zu fernen Sternen bis in eine Entfernung von zwanzig Lichtjahren. Liebe wird als Antreten gegen den Alltag gezeichnet – zwischen Spazierengehen mit dem Hund, Streaming am Abend, Rotweingläsern und Löffelchenstellung beim Einschlafen –, Liebe ist aber auch der Ausnahmezustand, wenn die Liebenden zu Reisenden werden, denn Reisen machen die Liebe zum utopischen Zustand. Die Worte sind einmal mächtig, einmal ohnmächtig, schillern in allen Facetten zwischen Begehren und Sehnen und legen auch Schattierungen offen, die gefährlichen Abgründe, denn Liebe verheißt ebenso Ruhe wie Unruhe. Leichtigkeit offenbart sich dabei in zwei Zyklen, den sogenannten Innenkreisungen. Diese Texte hat Marcus Pöttler in der japanischen Kurzform Tanka angelegt, sie dienen als Meditation über die Liebe, ihre Zeit und Stofflichkeit.
Marcus Pöttler, geb. 1977 in Hartberg, lebt in Weiz, schreibt Lyrik und arbeitet als technischer Konstrukteur. Zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien für seine Gedichte, u. a. Feldkircher Lyrikpreis 2009, Literaturstipendium des Landes Steiermark 2010 und Literaturpreis der Akademie Graz 2011. Neben Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien erschienen bislang die Gedichtbände fallen (Leykam, 2007), schilderung der einzelheiten (Leykam, 2012) und noctarium (edition keiper, 2013).
Im Wissen, dass „die Wahrheit nicht zu haben ist“, stellt Jana Volkmann in Investitionsruinen Erkundungen über das Wesen der Sprache an. Mit einer Handvoll Worte, deren Mehrdeutigkeit die Autorin eine besondere Bedeutung verleiht, schreitet sie zur Vermessung von Orten, ja ganzen Universen, denen die Verheißung eines Locus amoenus genauso innewohnt wie das Zerstörerische des menschlichen
Daseins. So führen die Gedichte nach Wien, nach Bratislava, ans Schwarze Meer, bis nach Bandipur und noch weiter. In fünf Gedichtzyklen webt sich das lyrische Ich ein Netz aus Beziehungen und Tätigkeiten – vergleicht sich mit einem Haus und baut rundherum eine Landschaft mit See. Es verbirgt sich in den Ritzen zwischen den Bodenlatten – doch Vorsicht! In der Wandtapete lauert ein Tier.
Jana Volkmanns kluge Sprache ist ironisch, sanft und neugierig. Das latent Unheilvolle kontrastiert sie durch abseitigen Humor. Ihre Gedichte sind laut von leisen Pointen und erstaunlichen Wendungen und immer wieder aufs Neue zu erforschenden Worten. Zwischen den Gedichten sind Zeichnungen des Künstlers Jörn P. Budesheim anzutreffen, die den Worten der Autorin behutsam und mit feinem
Humor begegnen.
Jana Volkmann, geb. 1983 in Kassel, hat im Norden, im Westen und im Osten Deutschlands gelebt. In Berlin hat sie Europäische Literaturen studiert und erste Prosatexte veröffentlicht. Mittlerweile lebt sie in Wien und arbeitet an einer Dissertation über Hotels in der Gegenwartsliteratur. Zuletzt erschienen der Kurzgeschichtenband Schwimmhäute (Edition Periplaneta, 2012), die Erzählung Fremde Worte (Edition Atelier, 2014) sowie die Romane Das Zeichen für Regen (Edition Atelier, 2015) und Auwald (Verbrecher Verlag, 2020).
https://janavolkmann.wordpress.com
Erwin Uhrmann, geb. 1978, lebt und arbeitet in Wien. Er veröffentlichte bislang bei Limbus die Romane Der lange Nachkrieg (2010) und Ich bin die Zukunft (2014), die Erzählung Glauber Rocha (2011) sowie die Lyrikbände Nocturnes (2012) und Abglanz Rakete Nebel (2016). Er ist Herausgeber der Reihe Limbus Lyrik.
Gemeinsam mit Johanna Uhrmann schreibt er Sachbücher.
www.erwinuhrmann.com
