Sprachen: deutsch – polnisch
In der Weltliteraturforschung hat die Tatsache, dass es weltweit kommunistische und sozialistische Weltliteraturkonzepte sowie Institutionen, die diese propagiert haben, gegeben hat und bis heute gibt, lange keine Beachtung gefunden. Obwohl es erste Darstellungen zu einzelnen Organen, Übersetzungspraxis und einige umfassendere Arbeiten über die Länder des ehemaligen Ostblocks und China gibt, ist das Thema weitgehend unerforscht. Im Vortrag soll exemplarisch für diese Tendenz die polnische Zeitschrift „Literatura na świecie“ [Literatur in der Welt] vorgestellt werden, die bis heute existiert. Ihren Anfang nahm sie 1971 und erschien ambitioniert als eine Monatszeitschrift, die Literatur aus West und Ost vorstellte, dabei durchaus auch Kontinente wie Asien und Afrika nicht mied. Die Auswahl der Texte und die sie begleitenden Essays oszillieren zwischen ideologischer Anpassung und philologischer Redlichkeit. Das Interesse an Kulturen und ihren Literaturen ist von stereotypisierenden und orientalisierenden Tendenzen begleitet. Der Vortrag will in einer ersten Annäherung am Beispiel einiger ausgewählter Ausgaben die zugrundeliegende Weltkonzeption der Zeitschrift umreißen: Wie spiegelt die ausgewählte Literatur die Bruchlinie zwischen guten und schlechten Gesellschaften? Wie männlich und wie weiblich ist die abgebildete République des lettres? Und wie werden nicht-westliche Literaturen wie die indische oder afrikanische dargestellt?
Die Einladung finden Sie hier als PDF-Dokument.
Ass.-Prof. Dr. Paula Wojcik ist Tenure-Trach-Professorin für Weltliteratur an der Universität Wien. Sie hat von 2007 bis 2012 an der Universität Warschau, der USC Los Angeles und der FSU Jena promoviert. Ihre Dissertationsschrift „Das Stereotyp als Metapher. Zur Demontage des Antisemitismus in der Gegenwartsliteratur“ erschien 2013. 2019 habilitierte sie mit einer Arbeit über die „Theorie der Klassik. Grundlegung einer funktionalen Praxis von Goethe bis Grandmaster Flash“, die kommendes Jahr bei DeGruyter erscheinen wird. Ihre Forschungsinteressen umfassen deutsch-, polnisch- und englischsprachige Literatur seit der Aufklärung, Weltliteratur, Klassik- und Kanonforschung, interkulturelle Literatur, europäische jüdische Literatur, Intermedialität und deutsch-polnischen Literatur- und Kulturtransfer.
Ort: Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
Spengergasse 30-32
1050 Wien
Tel.: +43 1 9419358
Anmeldung unter office@doml.at
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