ONLINE: Hyypnose — Erklärungsmodelle über die Wirksamkeit von den Anfängen bis heute


Referentin:
Univ.-Prof. Dr. med. Henriette Walter, Wien.

Dr. Henriette Walter, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie sowie Psychotherapeutische Medizin (Hypnosepsychotherapie), ao. Univ.-Prof. an der Medizinischen Universität Wien, ist an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH Wien tätig, wo sie an der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie die Ambulanz für Alkoholismusgefährdete leitet. Sie war seinerzeit Mitarbeiterin von Prof. Peter Berner und hat sich 1991 mit Hypnose-Forschung habilitiert. Sie ist auch eine Funktionärin der Österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Hypnose sowie im wissenschaftlichen Beirat der Internationalen Gesellschaft für Hypnoseforschung tätig. Vor vielen Jahren hat sie bei uns schon einmal – aber mit anderer Schwerpunktsetzung – über Hypnose referiert.

Eine typische Frage von Journalisten unserer Zeit ist „Welche Geschichte erzählt das?“. Klingt oft einfach, ist es aber bei genauerer Betrachtung nicht. Schon die alten Griechen hatten Behandlungen, die den Vorläufern unserer Burn-out Behandlung und Wellness Kuren entsprachen und die „Geschichte“ war, sich für eine Woche in einen Schlaftempel zu begeben und mit Unterstützung von Räucherwerk den Göttern zu nähern. Die Schamanen hatten die Suche nach dem Kafttier, die Meditation die Gedankenleere und -freiheit. Die Religion hatte Exorzismen, die Romantik hatte bereits Konzepte von Ganzheitsgenesung und Prävention, Janet hatte das Unterbewußte, aus dem dann Freud schließlich den Begriff des Unbewußten entwickelte, das seinen Siegeszug um die Welt antrat. Berger, der das EEG erfand, widmete eine Arbeit dem EEG und der Hypnose. Im 20. Jahrhundert kam dann das Autogene Training, dessen Geschichte ist, dass man unabhängig vom Therapeuten trainieren kann. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts kam Milton H. Erickson mit neuen therapeutischen Möglichkeiten und zugleich auch die Bildgebung in der Wirksamkeitsforschung. Dies waren zwei große Schritte. Und heute, nach 2020, gibt es wieder etwas Neues, die sogenannten Bottom-up und die Top-down Prozesse als Erklärungsmodelle der Wirksamkeit der Hypnose. Einig ist man sich inzwischen in einem Punkt, nämlich, dass die Ressourcen, die Kräfte unserer Patienten in der Hypnose verwendet werden und zur Wirkung gebracht werden. „Hypnose als Katalysator der Hilfe zur Selbsthilfe“, das war die Geschichte des ausklingenden 20. Jahrhunderts und Hypnose als Immunologische Therapie, das ist die Geschichte unserer Zeit.