DIAGONALE 2021: DISPLACED PERSONS – Ein SYNEMA-Film-Special zum Thema KEINE HEIMAT, NIRGENDWO!


SYNEMA präsentiert auf der
Diagonale 2021 – Festival des österreichischen Films, Graz

das historische Spezialprogramm

DISPLACED PERSONS
RECHTLOS – PASSLOS – STAATENLOS – KEINE HEIMAT, NIRGENDWO!

Mit Blick auf aktuelle Ereignisse – die Räumung des Dschungels von Calais oder die verheerenden Lebensumstände von Flüchtlingen im Lager Kara Tepe auf Lesbos – möchten wir mit ausgewählten Filmen an historische Migrationsbewegungen erinnern, die genau dieses Thema der Entwurzelten, Heimat- und Trostlosen, Verlorengegangenen, Gedemütigten, (so wie heute) wenig Willkommenen, verhandeln. Speziell der Zweite Weltkrieg bedeutete eine deutliche Zäsur, denn die vorrückenden alliierten Armeen trafen auf europäischem Boden auf sieben Millionen Männer, Frauen und Kinder, allesamt Refugees, also ehemalige Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene, Zivilinternierte, Bombenflüchtlinge, Evakuierte und Vertriebene aus Osteuropa sowie auf ausländische Kollaborateur:innen des NS-Regimes, aber auch auf befreite KZ-Häftlinge. Die UNRRA als Hilfsorganisation der Vereinten Nationen übernahm die Unterbringung und Versorgung dieser Displaced Persons in von ihr betreuten Lagern.

Unsere vier ausgesuchten Filmprogramme stellen genau jene Menschen aus dem Kreis der DPs in den Mittelpunkt ihres Interesses und sind von Filmschaffenden gemacht, die zumeist selbst hatten erleben müssen, von den Nazis aus dem Land ihrer Geburt vertrieben zu werden: wie die Filmemigranten Peter Lorre, Fred Zinnemann, Alexander Hammid/Hackenschmied und Jonas Mekas.

Es soll keine sentimentale Rückschau sein, wie sie das Nachkriegskino so gern betrieb, das stets versuchte, mit Heimattümelei zu verklären, zu versöhnen und vergessen zu machen, wo die Ursachen gelegen waren, die Menschen in dieses Leid – nämlich ohne Heimat sein zu müssen – hineingezwungen hatten. Von Reminiszenzen an Deutschland und originalen Archivaufnahmen des US Army Signal Corps von April 1945 aus einem DP-Camp über Die Gezeichneten wie auch Porträt nach dem Leben oder Out zur Ungarnkrise 1956 und dem Flüchtlingslager Traiskirchen bis hin zu Der Verlorene spannt sich ein – auch in den sprechenden Filmtiteln bereits angedeuteter – Bogen, mit dem wir mittels der gezeigten Filme den Erzählungen vom tristen Alltag in den DP-Lagern, den Schicksalen der Versprengten, der Angst vor Ignoranz, der Hilflosigkeit und Einschüchterung, aber auch der großen Anstrengung, schier uferlose Flüchtlingsströme aus der Verlorenheit wieder in ein geordnetes Leben zurückzubringen, mit politischem und aufklärerischem Anspruch begegnen wollen. (Brigitte Mayr | Michael Omasta)

Zum Einstieg VOR den Filmen

PODIUMSDISKUSSION
KULTUM – Kulturzentrum bei den Minoriten
in Kooperation mit der DIAGONALE & SYNEMA

Auf der Flucht – Be on the Run
Freitag, 11. Juni 2021, 16 Uhr, KULTUM

Aus einer (film-)historischen Perspektive heraus wagt sich die Diskussion an eine Debatte um Migration, Heimat und Nationalstaat. Dem von SYNEMA kuratierten DIAGONALE-Special „Displaced Persons“ vorgreifend, widmet sie sich den Lebensrealitäten und dem Schaffen eben dieser Heimatlosen anhand von Filmen mit dem Fokus auf die 40er- und 50er-Jahren. Was weiß das Kino – mit Blick auf die Zukunft – was wir noch nicht wissen vom Verlorengehen, von Demütigungen und ambivalenten Realitäten?

MIT: Brigitte Mayr und Michael Omasta (SYNEMA – Gesellschaft für Medien und Film), Florian Traussnig (Historiker) und Markus Leniger (Vorsitzender Katholische Filmkommission für Deutschland), moderiert von Natalie Resch (Kuratorin Film im KULTUM)

www.kultum.at/film – Eintritt frei, Anmeldung unter natalie.resch@kultum.at

·         DIE FILME:

Ausführliche Film-Texte zum Programm DISPLACED PERSONS zum Nachlesen unter: https://www.diagonale.at/programm/?ftopic=flistg&fgenre=1068

Filmprogramm 1: Freitag, 11. Juni 2021, 19:30 Uhr, Rechbauerkino
Mit einer Einführung von Brigitte Mayr

  • DISPLACED PERSONS (Originalmaterial des United States Army Signal Corps, US 1945, 8 min)
  • REMINISZENZEN AUS DEUTSCHLAND (Regie: Jonas Mekas, DE 1971/93, 21 min)
  • OUT (Regie: Lionel Rogosin, Schnitt: Alexander Hammid, US 1957, 26 min)

Filmprogramm 2: Samstag, 12. Juni 2021, 10:30 Uhr, Rechbauerkino
Mit einer Einführung von Imme Klages

  • THE SEARCH
    US/CH 1948, Regie: Fred Zinnemann, 105 min
    Mit: Montgomery Clift, Ivan Jandl, Aline MacMahon, Jarmila Novotna, Wendell Corey und das Personal der UNRRA

Filmprogramm 3: Samstag, 12. Juni 2021, 13:30 Uhr, Rechbauerkino
Mit einer Einführung von Michael Omasta

  • PORTRAIT FROM LIFE
    GB 1948, Regie: Terence Fisher, 90 min
    Mit: Mai Zetterling, Guy Rolfe, Herbert Lom, Robert Beatty, Arnold Marlé

Filmprogramm 4: Samstag, 12. Juni 2021, 16:30 Uhr, Rechbauerkino
Mit einer Einführung von Christian Cargnelli

  • DER VERLORENE
    DE 1951, Regie: Peter Lorre, 98 min
    Mit: Peter Lorre, Karl John, Renate Mannhardt, Johanna Hofer, Gisela Trowe

·         Weiterführende Literatur

Tribute to Sasha. Das filmische Werk von Alexander Hammid
Regie, Kamera, Schnitt und Kritiken.
Mit Beiträgen und Tributes von Miriam Arsham, James Benning, Michal Bregant, Loren Cocking, Stefan Grissemann, Eva Hohenberger, Michael Loebenstein, Brigitte Mayr, Michael Omasta, D.A. Pennebaker, Bayley Silleck, Douglas Slocombe und Amos Vogel sowie Schriften zum Film von Alexander Hackenschmied, einem Gespräch mit Alexander Hammid und einer kommentierten Biblio- und Filmografie.
ISBN 978-3-901644-08-5. SYNEMA (Wien) 2002. € 25.-

Jonas Mekas. Der Flaneur mit der Kamera
Mit Beiträgen von Pip Chodorov, Christoph Gnädig, Cornelius Hell, Christian Hiller, Peter Kubelka sowie Texten von Jonas Mekas.
ISBN 978-3-901644-50-4. SYNEMA (Wien) 2013. € 7.-

Peter Lorre. Schauspieler in Wien, Berlin und Hollywood
Mit Beiträgen von Curt Siodmak, Romuald Karmakar, Peter Nau, Pem, Lutz Koepnick, Michael Omasta und Brigitte Mayr sowie einer biografischen Notiz.
ISBN 978-3-901644-60-3. SYNEMA (Wien) 2014. € 7.-

Imme Klages
I do not get rid of the ghosts: zur Exilerfahrung in den Filmen Fred Zinnemanns „The Search“ (1948), „The nun’s story“ (1959) und „Julia“ (1977)
ISBN 978-3-89472-843-4. Schüren (Marburg) 2018

Das Gesicht hinter der Maske. Hommage an den Schauspieler Peter Lorre
Mit Beiträgen von Christoph Fuchs, Stefanie Mathilde Frank, Gerd Gemünden, Felix Hofmann, Frederik Lang, Brigitte Mayr, Peter Nau, Michael Omasta, Volker Pantenburg, Elisabeth Streit, einem Gespräch mit der Schauspielerin Gisela Trowe, einem Fundstück aus dem Nachlass von Harun Farocki, einer kommentierte Filmografie und der Chronik des Lebens von László Löwenstein, genannt Peter Lorre (1904–1964).
ISBN 978-3-901644-77-1. SYNEMA (Wien) 2018. € 14.-

Bestellungen der SYNEMA-Publikationen gerne direkt bei: office[at]synema.at

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Näheres zum gesamten Programm, den Festivalorten und der Ticketbestellung der Diagonale – Festival des österreichischen Films, Graz von 8. bis 13. Juni 2021 finden Sie unter: www.diagonale.at

Hier der „analoge“ Programm Guide zum schnellen Durchblättern: https://www.diagonale.at/wp-content/uploads/2021/05/RZ_D21_Guide-Gesamt_WEB.pdf

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Mit besonderem Dank an Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber und das gesamte DIAGONALE-Team, dafür, dass sie uns mit Filmen und Rahmenprogramm ein Festival bereiten, dort, wo es hingehört: in die Stadt, zu den Menschen, INS KINO!

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SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien ist eine – von der Sektion IV: Kunst und Kultur / Abt. 3: Film des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport – geförderte Institution.