Liebe Mitglieder des VWGÖ, sehr geehrte Damen und Herren!
Die Sars-CoV-2-Pandemie veränderte im sich neigenden Jahr 2020 die Welt und wie nie zuvor wurde Wissenschaft und Forschung ins öffentliche Rampenlicht gerückt. Insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen von der Bioinformatik, Epidemiologie, Hygiene, Immunologie, Infektiologie, Virologie gelang es in außergewöhnlicher globaler Zusammenarbeit, das Virus atemberaubend schnell zu identifizieren, im Detail zu charakterisieren, diagnostische Testsysteme zu entwickeln und letztendlich schützende Impfstoffe für die sichere Anwendung bereit zu stellen. Zwei Impfstoffe wurden gerade zugelassen, neun stehen kurz vor der Zulassung und über zweihundert weitere Impfstoffprojekte sind in Entwicklung. Auf Grund dieser phantastischen historischen Leistung der Wissenschaft bin ich zuversichtlich, dass wir die Veränderungen, Unsicherheiten, Herausforderungen und die sich ständig ändernden Umstände, die sich noch im kommenden Jahr fortsetzen werden, letztendlich nicht nur durch die biomedizinischen, sondern gemeinsam mit den wissenschaftlichen Leistungen der Kolleginnen und Kollegen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften meistern werden. Letztendlich gibt dies Hoffnung, dass durch Zusammenarbeit aller wissenschaftlichen Disziplinen auch die gravierenden ökologischen Probleme gelöst werden.
Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind DIE wirksame Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie in den nächsten Monaten und selbst ich als Immunologe bin von der Wirkweise der zugelassenen neuartigen RNA-Impfstoffe beeindruckt. Neben den Unsummen an Geld, das generell in die Sars-CoV-2 Impfstoffentwicklung gesteckt wurde und den raschen Erfolg ermöglichte, ist der erste Charme dieser Methode die Überbrückung langwieriger industrieller Produktions- und Reinigungsprozesse, weil unser eigener Körper den Produktionsprozess durchführt: unsere Muskelzellen nehmen nach Injektion die technisch einfach herzustellende RNA auf, schreiben den genetischen Code der RNA ab und produzieren das kodierte Virusprotein, das Spikeprotein, welches das Virus als Werkzeug einsetzt, um an unsere Zellen zu binden und einzudringen. Das von den Muskelzellen produzierte Spikeprotein wird von unserem Immunsystem als fremd erkannt und macht dagegen Antikörper. Bei Infektion mit dem tatsächlichen Virus umhüllen die Antikörper das Spikeprotein, sodass das Virus nicht mehr an unsere Zellen binden kann. So neutralisieren und bekämpfen die durch die Impfung erzeugten Antikörper das Virus. Der zweite Charme der Methode besteht darin, dass die RNA auf Grund der Struktur und Biologie die genetische Information der Zellen nicht verändern kann und der dritte Charme ist, dass die Muskelzellen die aufgenommene RNA als Eindringling sehen und eine intrinsische Abwehrreaktion, die allen Zellen angeboren ist, einleiten. Dies führt zu einer kontrollierten Entzündungsreaktion, die die Produktion der Antikörper verstärkt. Als unangenehme Nebenreaktion kann dieseEntzündung Schwellung und Rötung bei der Einstichstelle auslösen und einige von uns werden auch 1-2 Tage Kopf-, Gliederschmerzen und leichtes Fieber haben. Also, wenn das passiert, keine Angst, es handelt sich um eine normale Nebenreaktion, die eigentlich anzeigt, dass die Impfung wirkt. Das einzige Problem dieser Methode ist die Stabilität der RNA, weshalb sie in Liposomen verpackt bei -80°C gelagert werden muss.
Zum weiteren Nachlesen über Sars-CoV-2 und Impfungen gibt es in den Medien eine Fülle von Literatur, ABER die Nachlese über die Aktivitäten und Aktionen des VWGÖ ist nur im beigelegten Protokoll der Generalversammlung 2020 vom 06. Oktober 2020 möglich.
Schöne Festtage und mit der festen Hoffnung, dass wir Sars-CoV-2 im kommenden Jahr in den Griff bekommen.
Univ.-Prof. Dr. Hannes Stockinger
Präsident des VWGÖ