Peter Nau: Lesen und Sehen. Miniaturen zu Büchern und Filmen


Seit vielen Jahren schreibt Peter Nau über Film. Nicht in dem Sinn, wie Kritiker dies tun, sondern wie einer, der gerne ins Kino geht. Nicht von Berufs wegen, sondern aus Berufung. Nicht um ein Urteil zu treffen, sondern um Gesehenes und Gehörtes zu beschreiben, auf eine Art und Weise, die man ihrerseits nur als „filmisch“ bezeichnen kann. „Die vorliegenden Kritiken“, heißt es im Vorwort eines seiner Hauptwerke, dem 1978 aufgelegten Buch Zur Kritik des Politischen Films, „sind aus dem Impuls entstanden, die wiederholte und stets neu herbeigewünschte Begegnung mit den Filmen zu vergegenwärtigen. Es ist diese Begegnung, als Konsumtion der Filme, in der sich deren Produktion erst vollständig realisiert.“

Peter Naus Filmbeschreibungen gründen auf der spezifischen Erfahrung einer Sache, des Films. Sie entschlagen sich aus Daten zusammengefügten Oberflächlichkeiten, machen, im Gegenteil, selbst kleine subjektive Fehlleistungen des Autors („Ich wusste nicht genau, wer Rex Harrison war, verwechselte ihn mit einem der Beatles“) noch produktiv. Das macht sie unverwechselbar. Einzigartig, ja. Wie seine Hefte über Max Ophüls, Jean Grémillon, Paul Fejos, Luis Buñuel und den Spanischen Bürgerkrieg im Film, die er praktisch im Alleingang für die Münchner Zeitschrift Filmkritik gestaltet hat, deren jahrelanger Mitarbeiter und später Mitherausgeber er war.“ (Michael Omasta)

Peter Nau, geboren 1942 in Kaiserslautern, ist ein Autor, dessen Verwicklung mit seiner Feder und dem Filmstreifen permanent ist. Wenn es den Beruf gäbe, wäre er gerne philosophischer Journalist. Er arbeitete im Buchhandel und Journalismus, für die Deutsche Bundespost und das Radio, unterrichtete an der dffb und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Seiner persönlichen Neigung nach Wiener, ist Peter Nau, der seit 1969 in Berlin lebt und arbeitet, SYNEMA seit langem freundschaftlich verbunden.

Sein neuestes Buch, das wir nun bei SYNEMA-Publikationen veröffentlicht haben, ist in bereichernder Zusammenarbeit des Autors mit den Harun Farocki Institut entstanden:

Peter Nau: Lesen und Sehen. Miniaturen zu Büchern und Filmen
Herausgeber: Volker Pantenburg
Ein Buch von Harun Farocki Institut & SYNEMA
SYNEMA-Publikationen (Wien) 2022.
ISBN 978-3-901644-88-7, 152 Seiten, € 18.-

Lesen und Sehen ist Peter Naus viertes Buch mit Miniaturen. „Beim Lesen eines Buches, beim Sehen und Hören von Filmen werden wir zum Klangkörper und Bildschirm für etwas, das außerhalb unserer selbst liegt. Worum es geht, ist ein Wiederherstellungszauber, um unsere Teilhabe am Ganzen der Welt zu erlangen. Jedes Individuum, das nicht der prosaischen Austrocknung erliegen will, strebt durch diese oder eine andere Art danach, sich in ein bewusstes Verhältnis zu dem zu bringen, von dem es weiß, daß es stärker ist als es selbst.“ (aus dem Nachwort) Gerahmt werden die Miniaturen zu Büchern, Filmen und Gemälden von zwei längeren Spaziergängen, bei denen sich die inneren und äußeren Landschaften übereinanderlegen.