Sprache: Slowakisch mit deutscher Übersetzung.
Das frühe Schaffen von Juraj Jakubisko dominieren zwei Zugänge. Der erste versteht den Film als Spiel und ihn im großen Maße auch als Ausdruck des Lebens der jungen Generation der Filmschaffenden. Auf spielerische Weise dreht er schon während des Studiums auf der Filmakademie musischer Künste (FAMK) in Prag, als er mit Elo Havetta schuf er das sogenannte Nikolauswochenblatt. Jakubisko ergreift einerseits die Essenz der zugehörigen historischen Stadien des Films durch typische Situationen, besser gesagt ihre kinematographische Umsetzung. Er verweist auf die Künstlichkeit, auf das Artifizielle, auch durch die Einschaltung von Zeichentricksequenzen und damit deutet er sein – vielleicht kann man es so sagen – Verständnis des Filmes an, das sein ganzes Leben lang angehalten hat, das gerade dadurch, dass es eine Konstruktion ist, das es künstlich ist, dass es kein sklavisches Abfilmen vor der Kamera ist, die Möglichkeit gibt, die Grenze des Horizonts der Lebenswelt zu verletzen und das zu kommunizieren, was sich durch andere Medien nicht kommunizieren lässt.
Während des Studiums an der FAMK in Prag bekam Jakubisko ein Angebot zur Zusammenarbeit mit dem Landesstudio des Slowakischen Fernsehens in Košice und drehte den Film „Die Böttcher“. Dieser Film repräsentiert die andere, also die Dokumentarhaltung des Werkes Jakubiskos, sie begreift den Film als eine Weltillusion und verlangt vom Zuschauer, den Film als eigene Welt wahrzunehmen. Der Film „Die Böttcher“ ist ein Dokument über Romaböttcher, die vor vielen Jahren aus Rumänien in die Slowakei gekommen sind. Diese Roma sprechen ein eigenartiges Ungarisch und leben jahrelang von der Herstellung von Trögen.
Die Erfahrung vom Drehen der „Böttcher“ nutzte Jakubisko ein Jahr später bei seinem Spielfilmdebut „Jahre Christi“ (1967), in dem er auf interessante Weise zwei Zugänge, zwei diametral unterschiedliche Filmauffassungen verbindet. Er setzt die beiden Zugänge gegeneinander in Opposition, das eigene Filmschaffen, die absichtlich auf das eigene Filmische, die Künstlichkeit des Films aufmerksam macht und das Spiel unterstreicht, und die Zugänge, die auf alle erdenkliche Weise das Filmische des Filmbildes verdeckt und vom Zuschauer fordert, dass er den Film allein als Welt begreift. In diesem Fall ist jedoch nicht die Fusion wesentlich, sondern der ganze Ausklang des Films, denn in letztlicher Folge gelingt es Jakubisko auf paradoxe Weise, zwei sich sonst ausschließende Zugänge zum Filmschaffen zu verbinden und eine eigenartige, bewundernswerte Symbiose herbeizuführen.
Prof. PhDr. Peter Michalovič, PhD. studierte Philosophie und Ästhetik. Nach dem Studium begann er als interner Aspirant an der Philosophischen Fakultät der Comenius Universität in Bratislava, wo er bis heute tätig ist. Er unterrichtet ästhetische Theorie, „Kunst und die (post)moderne Zeit“, „Ästhetische Dimension der Kunst“. Außerdem ist er pädagogisch an der Film- und Fernsehfakultät der Hochschule für musische Kunst in Bratislava tätig, wo er Erzähltheorie unterrichtet. Er ist Autor oder Mitautor folgender Monographien: Az idióma keresése [Die Suche des Idioms] (1997), Úvod do štrukturalizmu a postštrukturalizmu [Einführung in den Strukturalismus und Poststrukturalismus] (gemeinsam mit Pavlom Minárom, 1997), Orbis terrarum est speculum ludi (1999), Krátke úvahy o vizualite a filme [Kurze Überlegungen über Visualität und Film](2000), Dal Segno al Fine [Vom Zeichen zum Ende](2003), Omnibus in omnibus (2004), De disciplina et arte (gemeinsam mit anderen Autoren, 2005), Juraj Jakubisko (gemeinsam mit Vlastimil Zuska, 2005), Interpretatio: Fila – Klimt (2007), Znaky, obrazy a stíny slov[Wortzeichen, Wortbilder und Wortschatten] (gemeinsam mit Vlastimil Zuska, 2009), Ivan Csudai: Vita brevis, ars longa (2010), Rozprava o westerne [über den Western erzählt] (gemeinsam mit Vlastimil Zuska, 2015), Rudolf Fila (2016, gemeinsam mit Ľudovít Hološka). Er ist Autor von mehr als 350 wissenschaftlichen Studien, Fachartikeln, Rezensionen und Reflexionen. Er ist auch als Kurator tätig und realisierte mehr als 80 Ausstellungen in der Slowakei und im Ausland, vor allem in Rom, Budapest, Prag und Moskau. Comenius Universität in Bratislava, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Ästhetik, Gondova 2, P. O. Box 32, 814 99 Bratislava, michalovic@fphil.uniba.sk;
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