Anna Hájková, tschechische und britische Historikerin, geht in ihrer Keynote Lecture für die Tagung Liebe, Sexualität und Intimität im Exil der Frage nach: Wie können wir eine Geschichte von Liebe und Sexualität in Holocaust
und Exil schreiben?
In den letzten zwanzig Jahren begann sich die Holocaustgeschichte mit Sexualität zu beschäftigen, vor allem mit jener der Opfer. Zunächst gelangten sexuelle und sexualisierte Gewalt in den Fokus des wissenschaftlichen und Publikumsinteresses. Subthemen wie queeres Verlangen, sexueller Tauschhandel, trans* Geschichte oder sexuelle Gewalt unter Männern wurden jedoch schnell als unpassend oder gar „woke“ abgetan. Romantische Liebe blieb dagegen ein positiv konnotierter Topos, z. B. in Heather Morris’ Roman Der Tätowierer von Auschwitz. Doch können wir romantische Liebe nur im breiteren Kontext von Sexualität verstehen. In ihrem Vortrag zeichnet Anna Hájková eine Landkarte der Formen von Sexualität in Holocaust und Exil, geht auf zentrale methodologische und ethische Probleme ein und fragt: Was ist die Rolle der Historikerin?
Anna Hájková ist Reader of modern European continental history an der University of Warwick in Großbritannien und Pionierin der queeren Holocaustgeschichte. Ihre Monografie Menschen ohne Geschichte sind Staub. Queeres Verlangen im Holocaust ist 2024 bei Wallstein erschienen und wurde von queer.de zu einem der Sachbücher des Jahres gewählt.
Veranstaltet von der Österreichischen Exilbibliothek in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung.
