Dienstag 7. Mai 2024, 18.00 Uhr.
Die Rekonstruktion des Urslavischen von Georg Holzer weicht sowohl zeitlich als auch geographisch von der traditionellen Literatur ab. Er konnte in seiner Arbeit beweisen, dass viele Lautwandel, die bisher als vorurslavisch angesetzt worden waren, erst im Nachurslavischen erfolgt sind. Sein Urslavisch ist also „archaischer“ als die traditionelle Rekonstruktion. Insbesondere in seinen „Untersuchungen zum Urslavischen“ (2020) hat sich Holzer im Detail mit der Morphematik auseinandergesetzt, die (sich orientierend an der generativen Phonologie) die zugrundeliegende Ebene des Urslavischen darstellt.
Gerade im Bereich der Affixe sind Allomorphien und Alternationen bekanntlich häufig. So tritt eines der urslavischen Diminutivsuffixe je nach lautlicher Umgebung als –ī ̇k, –ī ̇k, -ī ̇č oder –ī ̇č auf. In ursl. *lańčī ̇k-ā ̇ «lǫčica» ‘kleine sumpfige Wiese in der Flusskrümmung’ tritt das Suffix mit dem Velar k auf, in ursl. *put-ī ̇č-ī ̇kā ̇ «pъtičica» ‘Vögelchen’ dagegen wird die Erste Palatalisierung ausgelöst. Auf der morphematischen Ebene hat das oben genannte Suffix dagegen die variationslose Form °ī ̇k (mit eindeutiger Betonung!). Über Transformationsregeln lässt sich aus der morphematischen Repräsentation beider Wörter die jeweils korrekte Lautung herleiten.
In ihrer Masterarbeit hat sich Sophia Beiter den Abstraktasuffixen im Urslavischen gewidmet, sowohl in phonetischer Lautung als auch auf morphematischer Ebene. In ihrem Vortrag wird sie einen Einblick in das Urslavische und seinen soziohistorischen Kontext, die Wortbildung von Abstrakta, die morphematische Notation und die Akzentologie des Urslavischen geben und einige konkrete Suffixe und rekonstruierte urslavische Abstrakta als Beispiele anführen.
Einladung als PDF-Download hier.
Ort: Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
Spengergasse 30-32
1050 Wien
Tel.: +43 1 9419358
Anmeldung unter office@doml.at