Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt. Tribute to Amos Vogel


Obwohl er selbst nie Filme gemacht hat, verdankt das Kino ihm unendlich viel, darunter das legendäre Cinema 16, die Gründung des New York Film Festivals und das einflussreiche Buch „Film as a Subversive Art“ (1974). Amos Vogel galt als ultimativer Cineast: ein streitbarer Intellektueller, der als Kritiker wie Kurator seine ganz eigene, autonome Spur in die Geschichte des unabhängigen Filmschaffens gezogen hat. „Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!“, eine Gedichtzeile von Günter Eich, machte er sich zum Lebensmotto.
Amos Vogel – 1921 in Wien-Alsergrund geboren, 1938 vertrieben, 2012 in New York gestorben – hat das Kino nie als Selbstzweck gesehen, sondern immer auch als eine demokratische Bildungsanstalt, mithin: als ein Mittel zur Verbesserung der Welt. Genau dem trägt Cinema 16, der Filmclub, den Amos zusammen mit seiner Frau Marcia 1947 in New York gründet, Rechnung: Schon der Umstand, dass er nur „das Beste der verschiedenen Arten von dokumentarischen, pädagogischen, experimentellen und – gelegentlich – zensierten Filmen zeigt, die sonst nie im Kino laufen, nicht mal in kleinen Off-Kinos“ (so der Kritiker James Agee), kommt einer Kriegserklärung an die damals noch allmächtige Hollywood-Industrie gleich.
Der zweiteilige Tribute zeigt das – unter Mitwirkung von Amos Vogel entstandene – biografische Dokumentar-Epos Emigration N.Y. als kommentiertes Screening und ein – von Brigitte Mayr & Michael Omasta -kuratiertes Programm im Sinne von Cinema 16, das auf direkte wie auch metaphorische Weise von den Katastrophen des 20. Jahrhundert erzählt.
In Emigration, N.Y. – Die Geschichte einer Vertreibung (R: Egon Humer, AT 1996) berichten zwölf jüdische Frauen und Männer, die zwischen 1938 und 1941 aus Österreich vertrieben wurden, von ihrer Identitätssuche in den USA, ihren Ängsten und Hoffnungen. Kurzfilmprogramm mit Arbeiten von Charles Chaplin, Georges Franju, Martin Scorsese, Agnès Varda und Brothers Quay.