Sadomasochismus als Ehemetapher: Fassbinders Film MARTHA


18 Uhr
Vortrag Christine N. Brinckmann

Sadomasochismus als Ehemetapher: Fassbinders Film MARTHA

In Fassbinders Spielfilm zur unseligen Verstrickung eines Ehepaars geht es nicht um die Verfilmung eines authentischen Falls, sondern um den fiktionalen Entwurf zweier extremer Charaktere und ihres filmischen Schicksals. – Dementsprechend soll herausgearbeitet werden, wie Fassbinder präzise Einblicke in pathologische Verhaltensweisen mit einer melodramatischen Dramaturgie und einer metaphorischen Überhöhung des Konflikts verbindet. Wie zitiert und überwindet er das traditionelle Menacing-husband-Szenario Hollywoods? Welche Funktion hat dabei die reiche sensuelle Orchestrierung der Sequenzen durch Farbe und Musik? Wie wirkt sich die Besetzung der Hauptrollen mit Margit Carstensen und Karlheinz Böhm auf die Wahrnehmung der Figuren aus? Und schließlich: Wie gelingt es, hinter dem fiktionalen Konflikt eine generelle Aussage hervorzutreiben, die unter die Haut geht? (Freier Eintritt, Zählkarten)

Christine N. Brinckmann
Emeritierte Professorin für Filmwissenschaft der Universität Zürich. Forschungsschwerpunkte: Filmgeschichte, Stilistik und Erzähltheorie (insbesondere des Hollywoodfilms), Dokumentarismus, Ästhetik des Experimentalfilms, feministische Fragestellungen und Prozesse der Zuschauer-Empathie. 1997 Aufsatzsammlung Die anthropomorphe Kamera und andere Schriften zur filmischen Narration; 2008 Edition des DVD-Buchs Die Urszene mit eigenen Filmen und Texten. Mitglied des Herausgeberkollektivs der Zeitschrift Montage/AV und Herausgeberin der Zürcher Filmstudien. Lebt in Berlin.

19 Uhr
Film MARTHA

BRD 1973. Regie: Rainer Werner Fassbinder. Mit Margit Carstensen, Karlheinz Böhm. 116 Minuten.
Fassbinder entwirft in diesem fürs deutsche Fernsehen (WDR) produzierten Melodrama ein nuanciertes Porträt des ehelichen Sadomasochismus. Schritt für Schritt enthüllt er die Facetten der beiden Persönlichkeiten und ihrer Verhaltensweisen, bis ein Ausbruchsversuch der Frau ihr Schicksal ironisch besiegelt. Martha ist einer der düstersten, doppelbödigsten Filme Fassbinders, in dem Machtspiele, Unterwerfungsgelüste, Rituale der Interaktion, asymmetrische Obsessionen und erotische Destruktivität unheilvoll in Szene gesetzt sind. (Christine N. Brinckmann)

Ticketbestellung: www.filmarchiv.at

21 Uhr Diskussion mit Christine N. Brinckmann moderiert von Wilbirg Brainin-Donnenberg

Konzeption/Organisation:
SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien
(Brigitte Mayr, Wilbirg Brainin-Donnenberg)
Wiener Psychoanalytische Akademie
(August Ruhs, Christine Diercks)