psynema 1 – Licht in dunklen Räumen. Psychoanalyse, Film, Kino


Die gemeinsame Veranstaltungsreihe Psynema von SYNEMA – Gesellschaft für Film & Medien und der Wiener Psychoanalytischen Akademie will den Austausch zwischen Filmtheorie und Psychoanalyse intensivieren. Anhand exemplarischer Filme werden in Vorträgen und Workshops mit international renommierten VertreterInnen aus beiden Disziplinen einander einende sowie trennende theoretische Positionen zur Kinematographie dargestellt und diskutiert.

Vortrag | Joan Copjec
The Censorship of Interiority: Shame, Hejab, Cinema

Die Verletzung des Schamgefühls war die bevorzugte Folter in Abu Ghraib, weil clevere Spezialisten aus Washington glaubten, dass das islamische System der Sittlichkeit Moslems empfänglicher für Schande machte. „Die Zensur der Innerlichkeit“ untersucht diesen Sittlichkeitskodex durch dessen Einfluss auf das iranische Kino im Allgemeinen und die Filme von Abbas Kiarostami im Besonderen, indem versucht wird, sich der Scham anhand von psychoanalytischen und kinematographischen Kategorien zu nähern. Der Vortrag wird die Beziehung von Scham zur ethnischen Identität behandeln, indem auf die kritische Entgegnung Lacans auf Sartres Theorie zur Scham eingegangen wird. Darüber hinaus wird der Vortrag versuchen zur Kopftuchdebatte eine Position zu beziehen, die bisherige Stolpersteine in dieser Sache vermeidet.

In englischer Sprache, Freier Eintritt

Joan Copjec Professorin für Englisch, Komparatistik und Medienwissenschaft, Universität Buffalo; Direktorin des Center for the Study of Psychoanalysis and Culture; Autorin von Read My Desire: Lacan against the Historicists (dt. Lies mein Begehren – Lacan gegen die Historisten) und Imagine There’s No Woman: Ethics and Sublimation. Derzeit arbeitet sie an einem Buch zum iranischen Kino und der islamischen Philosophie.

Film | Bad ma ra khahad bord / Le Vent nous emportera (Der Wind wird uns tragen)
Iran/Frankreich 1999, Regie: Abbas Kiarostami, 114 Min., Farsi OmdU

Ein Filmteam aus Teheran kommt in ein kleines kurdisches Dorf im Nordiran, um die Selbstverstümmelungsrituale der Dorffrauen im Zuge lokaler Bestattungszeremonien aufzuzeichnen. Das heißt, zu warten bis die älteste Dorfbewohnerin stirbt. Die denkt aber gar nicht daran. Während sie weiter dahinsiecht, werden einzelne Crewmitglieder zunehmend ungeduldig und besonders der Regisseur benimmt sich äußert unsensibel. Ständig läuft er zum Friedhof, um einen bessern Empfang für sein Handy zu bekommen, damit er seinen Chef in Teheran davon überzeugen kann, das Ganze nicht abzusagen und wird dort ganz nebenbei in die heiße Liebesbeziehung eines Totengräbers miteinbezogen. Der atemberaubend schöne Film ist nicht nur wegen seines großartigen landschaftlichen Rahmens bemerkenswert, sondern auch wegen allem, was er in diesem Rahmen ausspart. (Joan Copjec)

Ticketbestellung: www.filmmuseum.at

Diskussion | mit Joan Copjec (Moderation: August Ruhs)