Is the post- in postcolonial the post- in post-Soviet? Um eine Antwort auf diese von David Chioni Moore gestellte Frage zu geben, nimmt der Vortrag eine Gegenüberstellung zwischen dem kirgisischen Autor Chingiz Aitmatov und dem nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe vor. Aitmatov übte zeit seines Lebens zahlreiche Ämter im Dienst der Sowjetunion aus, jedoch existiert eine deutliche Diskrepanz zwischen jenen Standpunkten, die er öffentlich kundtat, und den Ansichten, die er augenscheinlich in seiner Prosa vertrat. Durch den Vergleich seines Romans Der Tag zieht den Jahrhundertweg mit dem Frühwerk Achebes, einem Vertreter postkolonialer Literatur, wird erörtert, inwiefern Aitmatov eine Form des Writing Back gegenüber dem sowjetischen Regime in seiner Prosa umsetzt.
Nach einführenden Bemerkungen zu Aitmatovs und Achebes biographischen Hintergründen, die auf erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den zwei Autoren aufmerksam machen, werden in den ausgewählten Prosatexten Charakteristika ergründet, die wichtige Bestandteile postkolonialer Literaturen sind. Achebes Schriften dienen dabei als Vorlage, um Begriffe und Konzepte der Postcolonial Studies auf Aitmatovs Werk anzuwenden. So wird untersucht, wie sprachliche Strategien wie die appropriation der Kolonialsprache sowie der Rückbezug auf indigene Traditionen im Rahmen der eigenen Identitätsbehauptung eine Rolle in diesem Beispiel sowjetischer Literatur spielen.
Literaturwissenschaft in Centrope
29.11.2016 17:00 - 19:00
| Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur
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