ACHTUNG! Die Tagung wird auf 2022 verschoben!
So wie wir Musik mit dem ganzen Körper wahrnehmen, lesen wir leibhaft. Lesen ist kein Vorgang der rein optischen Datenverarbeitung. Maschinen können Lektüre daher lediglich simulieren. Das Leibhafte der Lektüre zeigt sich – vor allem zeigt es sich gestisch: in Veränderungen der Körperhaltung, im Kopfschütteln, Wippen, Erröten, Auflachen, Auf- und Abgehen, Vor- und Zurückblättern, Augenschließen, Fingerkneten; selbst die stille Versenkung ist Gebärde. Und so mancher „hat dann das Buch von sich geworfen, sein Schwert gepackt und den Wänden mit Hieben zugesetzt“ (Cervantes, Don Quijote von der Mancha).
Die Lesegebärde ist weder Ausdruck bloß individueller Reaktionen noch das Resultat sozialer Prägungen, sondern die buchstäbliche Verkörperung kultureller Praktiken im Erleben jeder und jedes Einzelnen. Sie ist auch kein Epiphänomen, das ein vermeintlich eigentliches Lesen nur begleitet, sondern ein zentraler Lektüremodus eigenen Rechts.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die zweitägige Veranstaltung der künstlerischen Selbstreflexion des leibhaften Lesens. In der Erkundung des gestischen Potenzials von Leseszenen aus Geschichte und Gegenwart soll eine gestische Sprachtheorie freigelegt und anhand von Beispielen aus Literatur, Musik, Philosophie und Kunst reflektiert werden. Wissenschaftliche Leitung und Moderation: Irina Hron, Christian Benne.
Mitwirkende: u. a. Hans Ulrich Gumbrecht, Harun Maye, Matthias Meyer, Melanie Möller, Klaus Müller-Wille, Irina Schulzki.
Do, 02.12.2021, 15.00–17.30 Uhr
Konferenzprogramm
Do, 02.12.2021, 18.00 Uhr
„Gesten übersetzen. Zu Graciáns Handorakel“ – Hans Ulrich Gumbrecht im Gespräch mit Christian Benne und Irina Hron
Fr, 03.12.2021 09.30–18.00 Uhr
Konferenzprogramm mit Abschlussdiskussion
(Das detaillierte Tagungsprogramm wird ab Mitte November auf www.literaturhaus.at veröffentlicht.)
Da sich die gesetzlichen Bestimmungen erfahrungsgemäß sehr kurzfristig ändern können, wird empfohlen, sich auch auf www.literaturhaus.at über den aktuellen Stand unseres Veranstaltungsangebots und der Besuchsregelungen zu informieren.