COME AND SHOOT IN AUSTRIA, Krimi-Kino in Österreich


„Mitte der 1970er-Jahre verkündet das Statistische Zentralamt, Österreich sei international gesehen noch immer ein sicheres Land, was die Kriminalität betrifft. Europa im Vergleich zu den USA ohnehin, innerhalb Europas Österreich sowieso, und Wien im Metropolenvergleich erst recht. Die meisten Verbrechen geschehen auf der Leinwand, keine Frage. Am Ende von FUNNY GAMES versucht Paul seinem Komplizen die Unterscheidung zwischen Fiktion und Wirklichkeit auszureden, denn die Fiktion sei genauso wirklich wie die Wirklichkeit, da man sie im Film genauso sehen könne, wie man die Wirklichkeit sehen könne. Und »weil sie im Kopf derer stattfindet, die die fiktive Gewalt genauso anschauen wie die sogenannte wirkliche Gewalt«, ergänzt Regisseur Michael Haneke in einem Gespräch.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts begleitet uns das Krimigenre als das zeittypische, weil erstmals massenpopulär verbreitete Medium. Der erste Serienpolizist stammt aus der Feder der Österreicherin Auguste Groner. Die Attraktivität von Gewalt und Verbrechen ist in der Populärkultur ungebrochen. Die Schaulust ist groß, wenn es darum geht, auf der Leinwand juristische und moralische Grenzen zu überschreiten und die Ordnung wiederherzustellen. Doch wer soll das tun?
Das Krimi-Kino Österreichs mit seinen unterschiedlichen Subgenres – vom Eifersuchtsdrama zum Revuekrimi, vom Agentenfilm zum klassischen Whodunit – hat den Ordnungshüter immer wieder der gesellschaftlichen Befindlichkeit angepasst. Das Casting kennt den unbestechlichen Polizisten mit guten Manieren, es erzählt von biederen Kriminalräten und charmanten Agenten und führt schließlich in den 1960er-Jahren einen neuen Typ ein: den urbanen Grantler, der Rebell, Spießer und Schmerzensmann gleichermaßen ist.“ (Christoph Fuchs)
Das Filmarchiv Austria zeigt, in Kooperation mit SYNEMA, bei dieser Retrospektive 22 ausgesuchte Filme. Mehr dazu unter: http://filmarchiv.at/programmschiene/come-and-shoot-in-austria/
Das gleichnamige Buch zur Filmschau bei SYNEMA-Publikationen: office@synema.at