Ausstellung: „Die Erinnerung wohnt in allen Dingen: 30 Jahre Österreichische Exilbibliothek“


»Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen.«
aus: Bertold Brecht,
Über die Bezeichnung Emigranten (1937).
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Ausstellung: 13.09.2023–01.02.2024.
September: Mo-Mi, jeweils 09:00-17:00 Uhr.
ab Oktober: Mo-Do, jeweils 09:00-17:00 Uhr.
Konzept, Kuratierung: Veronika Zwerger,
Gestaltung: Dominik Hruza.
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Bertolt Brechts im schwedischen Exil verfasste Zeilen können als Versprechen gelesen werden, die Erinnerung an jene Menschen, die ins Exil getrieben wurden, im Gedächtnis zu bewahren. Die Arbeit gegen Vergessen und Verdrängen ist seit 30 Jahre zentrale Aufgabe der Österreichischen Exilbibliothek (ÖEB).
1993 wurde die ÖEB vom damaligen Kunstminister Rudolf Scholten nach einem Konzept des Germanisten und Exilforschers Klaus Amann im Literaturhaus Wien gegründet, um Leben und Arbeit österreichischer Schriftsteller:innen und Künstler:innen in Exil und Emigration seit 1933/38 zu dokumentieren. Seither hat sie sich zur größten Spezialbibliothek zum künstlerischen Exil in Österreich entwickelt – mit u. a. über 9.000 Bänden Fachliteratur (darunter seltene Erstausgaben und Exilzeitschriften), einer mehr als 7.000 Personen umfassenden bio-bibliografischen Datenbank sowie einer umfangreichen Foto-, Audio- und Videosammlung. Neben klassischem Archivgut – Manuskripte, Lebensdokumente und Briefe – zu über 100 Personen sammelt die ÖEB auch Dinge wie Hüte, Gemälde und Spielzeug. Mit diesen Objekten werden auch Lebensgeschichten bewahrt – von Menschen unterschiedlichster Professionen, die in verschiedene Länder flohen, darunter England, USA, Palästina, Mexiko, Bolivien, China, Marokko, Schweden und Indien.
Die ÖEB ist auch aktiver Vermittlungsort: für Studierende, Forscher:innen, Journalist:innen oder andere Interessierte. Zu den vielfältigen Angeboten gehören Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen sowie Workshops für Schüler:innen und Studierende. Für die noch lebenden Künstler:innen des Exils bzw. deren Familien ist die ÖEB Ansprechpartnerin, Hilfestellerin und Ratgeberin.
Im Sinne lebendigen Erinnerns wurden 30 Personen eingeladen, sich ein ›Ding‹ aus der Sammlung auszusuchen, es zum Sprechen zu bringen, über es und/oder deren frühere:n Besitzer:in zu erzählen. Exilant:innen, Nachkommen, Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen präsentieren in Text-, Bild- und Tonbeiträgen ihre Zugänge zu den Erinnerungen, die in den Dingen wohnen. Zu sehen sind Beiträge von u.a. Kathleen Dunmore (Maria Lazar), Erich Hackl (Susanne Wantoch), Doron Rabinovici (Alice Schwarz-Gardos), Rudolf Scholten (Ernst Gombrich, Hilde Zaloscer), Georg Stefan Troller (Familie Troller), Barbara Staudinger (Mimi Grossberg), Vladimir Vertlib (Boris Brainin), Barbara Zeman & Robert Stadlober (Alice Penkala).
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit allen Beiträgen.