Privatdozent Mag. DDr. Christian BACHHIESL, WOLFSBERG:
Die sogenannten „Zigeuner“ im Licht der frühen Kriminalwissenschaft
Zuschreibung von Charaktereigenschaften und (pseudo-)paranormalen Fähigkeiten
Bei dem Thema „Kriminalwissenschaft und (pseudo-)paranormale Fähigkeiten“ kommt einem das klassische Werk auf diesem Gebiet von Albert Hellwig in den Sinn: „Okkultismus und Verbrechen. Eine Einführung in die kriminalistischen Probleme des Okkultismus für Polizeibeamte, Richter, Staatsanwälte, Psychiater und Sachverständige“, dessen Untertitel die Adres-
saten auflistet: die Psychologen sind nicht dabei. Auch wer das 1927 erschienene Werk nicht kennt, sieht sofort, daß die Betrachtung des „Okkultismus“ eine höchst einseitige ist. Herbert Schäfer hat in seinem Buch „Der Okkulttäter – Hexenbanner – magischer Heiler – Erdentstrahler“ (1959) den Begriff „Okkulttäter“geprägt. Nicht direkt auf die kriminologische Betrachtungsweise fokussiert, aber durch die Fachgebiete der Autoren dieser nahestehend, haben Otto Prokop und Wolf Wimmer sich an Themen wie „Der moderne Okkultismus: Parapsychologie und Paramedizin. Magie und Wissenschaft im 20. Jahrhundert“ (was sogar 2006 eine neue Auflage erlebt hat) und „Wünschelrute, Erdstahlen und Radiästhesie“ abgearbeitet.
In seinem Referat geht Dozent Bachhiesl noch deutlich weiter in die Geschichte der Auseinandersetzung der Kriminalistik mit „paranormalen“ Fähigkeiten – seien diese „echt“, seien sie bloß eingebildet, seien sie betrügerisch, jedenfalls werden sie bestimmten Personengruppen
(zurecht oder zu unrecht) zugeschrieben – auseinander. Diese Zuschreibungen eröffnen gleichzeitig einen spezifischen Einblick in das damalige Leben der „Fahrenden“.
Privatdozent Mag. DDr. Christian Bachhiesl, vormals langjähriger Direktor des Hans Gross Kriminalmuseums in Graz, ist nunmehr Leiter des Museums im Lavanthaus in Wolfsberg.
