(1) INFORMATIONSVORENTHALTUNG IN DER „INFORMATIONSGESELLSCHAFT“: DIE WISSENSCHAFTSTHEORIE FORDERT OPEN ACCESS
a.Univ. Prof. Dr. Gerhard Fröhlich
Wir konnten uns noch nie so gut informieren wie in der heutigen »Informationsgesellschaft«, heißt es. Doch gerade weil in der »Informationsgesellschaft« Information wichtig ist, wird handlungsrelevante Information nicht automatisch freigiebig an alle verteilt. Selbst in den Wissenschaften, wissenschaftstheoretisch nicht zuletzt über öffentliche, kritische Kommunikation zwischen den ForscherInnen definiert, grassiert Informationsvorenthaltung: WissenschaftlerInnen versuchen sich so vor kollegialer Kritik und Konkurrenz zu schützen; externe Auftraggeber sichern sich vertraglich alle Rechte der Veröffentlichung (und verbinden damit meist das Interesse an selektiver Information); WissenschaftlerInnen firmieren, obwohl an den Forschungen nicht beteiligt, gegen Honorar offiziell als AutorInnen, um Pharma‑Marketingstudien einen objektiven Nimbus zu verschaffen (»Ghost‑Writing«); gewinnbeeinträchtigende industrieeigene Befunde werden verheimlicht (Stichwort: Vioxx). Verschärfte »urheber«‑ (de facto verwertungsrechtliche) Bestimmungen schränken die Funktionstüchtigkeit von Archiven und Bibliotheken ein. Alle diese negativen Entwicklungstendenzen sind mit dem sozialen und öffentlichen Charakter wissenschaftlicher Methoden (Sir Karl Popper) bzw. dem Wissenschaftsethos (Robert K. Merton) nicht vereinbar. Immer mehr WissenschaftlerInnen engagieren sich daher in der OPEN ACCESS Bewegung…
(2) FRAUEN IN CLOSED VS. OPEN ACCESS JOURNALEN: SZIENTOMETRISCHE UNTERSUCHUNG AUS DER GENDER‑PERSPEKTIVE
Bac. Terje Tüür‑Fröhlich
Welche Potentiale hat Open Access Publishing zur Erhöhung der Publikations‑ und damit Karrierechancen von Sozialwissenschaftlerinnen? Es werden drei inhaltlich und methodisch ähnliche sozialwissenschaftliche Journale verglichen: das Open‑Access‑Journal »Forum Qualitative Sozialforschung« (»FQS«) und die zwei Closed‑Access‑Hybridjournale Zeitschrift für qualitative Forschung« und »Sozialer Sinn«. Erhoben wird einerseits der jeweilige Frauenanteil unter Redaktions‑ und Beiratsmitgliedern dieser drei Journale (N=184 insgesamt). Aufwändig rekonstruiert und analysiert wird die Genderstruktur der Autorenschaften aller in den drei Journalen zwischen 2000 und 2008 veröffentlichten Beiträge (Totalerhebung, N=1557 insgesamt).