Seit geraumer Zeit hat die Beschäftigung mit der bayerischen Carta des 8. und 9. Jahrhunderts Konjunktur, und zwar nicht bloß diesseits und jenseits von Salzach und Inn, sondern auch in Übersee. Die datierte Überlieferung setzt zeitgleich mit der St. Gallens im Jahre 743 oder 744 ein. Die vermehrte und ab nun kontinuierliche Urkundenausstellung dürfte hier wie dort als Reaktion auf das karolingisch-fränkische Vordringen in das agilolfingische Herrschaftsgebiet erfolgt sein. Allerdings sind einzelne ältere bayerische Cartae nicht auszuschließen. So setzen die Salzburger Güterverzeichnisse und die Gesta Hrodberti die einstige Existenz von Urkunden voraus. Die Formen und Formeln der erhaltenen bayerischen Urkunden zeigen deutlich, dass sich die frühmittelalterliche bayerische kaum von der fränkischen Carta unterschied. Wer sich mit den bayerischen Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts als diplomatisch-historischer Quelle befasst, hat daher drei Themenkreise zu behandeln: erstens die Überlieferung der Urkunden; zweitens ihre geschichtlich gewachsenen Formen und Formeln; drittens ihre historisch auswertbaren Informationen.
Vortrag von Univ. Prof. Dr. Herwig Wolfram: Die bayerische Carta
26.03.2008 19:00
| Romanischer Saal der Erzabtei St. Peter, Salzburg
Kontakt: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, vortrag@landeskunde.at