Vorträge der Steirischen Gesellschaft für Psychologie


Mit der Einführung des DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders; Fifth Edition) im Juni 2013, kam es zu Veränderungen in der Diagnostik psychischer Störungen aus der Sicht der amerikanischen Gesellschaft für Psychiatrie (APA). Waren DSM-I und DSM-II relativ unbeachtete Werke in der Psychiatrie, führte DSM-III zu richtungsweisenden Veränderungen in Forschung, Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen. Mit DSM-IV sah man sich plötzlich mit einer neuen Entwicklung konfrontiert. Es kam zu einem dramatischen Anstieg mancher Diagnosen (beispielsweise von ADHS und bipolaren Störungen) und in Folge zur vermehrten Einsatz medikamentöser Therapie. Dies führte zunehmend zur Kritik an der psychiatrischen Diagnostik, nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Absicherung der Störungen mittels biologischer Tests und Parameter. Im Zeitalter von „Brain Research“ und dem vermehrten Einsatz von Bildgebungsverfahren in der Psychiatrie wurden deshalb große Erwartungen an das neue DSM-5 gestellt, die aus der Sicht vieler amerikanischer Psychiater leider nicht erfüllt worden sind. So kam es bei der Veröffentlichung zur massiven Kritik an DSM-5 – sowohl was den Inhalt als auch die Konzeption betrifft – und zur teilweisen öffentlich, opportunistisch geführten Diskussion. Unabhängig aller Kritik gilt das DSM-5 als derzeitiges Kompendium psychischer Störungen der amerikanischen Mainstream-Psychiatrie. Es baut auf dem gegenwärtigen Forschungsstand der wissenschaftlichen Psychiatrie auf und macht auf die Probleme und Herausforderungen bei der Diagnostik psychischer Störungen aufmerksam. Im Vortrag wird ein Überblick über das DSM-5 gegeben. Dabei wird versucht, die wichtigsten Neuerungen und die aktuelle Diskussion, mit Schwerpunkt auf Veränderungen in Ansichten zur Psychopathologie im Erwachsenenalter darzustellen. Dies wird im Zusammenhang mit der Praxis der Diagnostik psychischer Störungen in der Psychiatrie und Klinischen Psychologie erörtert.