Univ.-Prof. Dr. Heinz Pohl: Der Kärtner Ortstafelkonflikt zwischen Sprachwissenschaft und Politik


In der historischen gewachsenen österreichischen Sprach- und Namenlandschaft spielen Ortsnamen eine große Rolle. Sie sind Zeugen des historischen Zusammenwachsens verschiedener Sprachgemeinschaften und somit Erbe aus früheren Zeiten, also altes Kulturgut – wie auch historische Bauwerke. Die Politik ist gefordert, diesem Umstand Rechnung zu tragen, also in jenen Gegenden Österreichs, in denen neben Deutsch auch eine andere Sprache gesprochen wird, dies sichtbar zu machen und somit dem Kulturgut Ortsname den ihm zustehenden Stellenwert in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Die Pflege dieses Namengutes sollte nicht (nur) nach der Straßenverkehrsordnung oder als volkstumspolitische Entscheidung abgehandelt werden, sondern vielmehr sollte diese ein kulturpolitisches Anliegen sein, das – auf Kärnten bezogen – das Ortsnamengut slowenischer Herkunft in Österreich ganz allgemein ins öffentliche Bewusstsein bringt. Schon vor dem „Ortstafelkonflikt“ von 1972 gab es Auffassungsunterschiede bei slowenischen Ortsnamen in Kärnten. Diese gingen aber damals im „Sturm“ unter und blieben von der Öffentlichkeit meist unbemerkt. Jetzt, wo man wiederum eine Lösung sucht, sollte es derartige Auseinandersetzungen um „richtige“ Namensformen nicht mehr geben; hier konnte man aber in letzter Zeit eine Annäherung der Standpunkte beobachten. Um 1900 gab es in Kärnten ca. 75 000 Slowenen, laut Volkszählung 2001 nur mehr ca. 13 000 (das sind um ca. 83 % weniger als 1900!). Die immer wieder befürchtete „Slowenisierung Südkärntens“ hat also nie stattgefunden, wenn sie auch immer wieder beschworen wurde!