Ruđer Bošković und sein Modell der Materie


Bošković (Boscovich) lebte in einer Zeitspanne, in der die ‚dritte Generation‘ der neuzeitlichen Naturforscher die Denk- und Arbeitsweise und das mathematische Rüstzeug, das ihre Vorgänger Galilei und Kepler bzw. Newton und Leibniz samt deren Zeitgenossen geschaffen hatten, so erfolgreich auf eine Vielzahl von speziellen physikalischen Fragestellungen anwendete, dass die Naturwissenschaften für lange Zeit vom mechanistisch-deterministischen Weltbild beherrscht wurden. Verglichen mit Euler, d’Alembert, Laplace und anderen hervorragenden Vertretern dieser Generation, gehört Boscovich freilich eher zu den Deuteragonisten dieser Entwicklung, obwohl er einige wichtige Resultate zur Optik, Astronomie und Fehlertheorie beigesteuert hat. Sein Hauptbestreben galt allerdings einer auf Newtons Kraftkonzept beruhenden allumfassenden Erklärung der elementaren Struktur der Materie, womit Boscovich eine Sonderstellung unter seinen Zeitgenossen einnahm. Seine Philosophiae naturalis theoria redacta ad unicam legem virium in natura existentium war der erste Versuch einer “Grand Unified Theory” der Materie und beeinflußte bis ins beginnende 20. Jahrhundert die Entwicklung der Physik.

http://wissenschaftsgeschichte.ac.at/files/tagungen/Boscovich/boskovic.htm