Außerhalb des etablierten Kunstbetriebes finden seit zwei Jahren in unterschiedlichen Stadtvierteln Wiens temporäre „Invasionen“ zeitgenössischer junger Kunst an Orten statt, die man sonst nicht unbedingt mit Kunst assoziiert. Die derzeit nicht genutzten Räumlichkeiten der ehemaligen Portierswohnung im Gartenpalais Schönborn sind von Mitte Jänner bis Mitte April Schauplatz für drei Einzelausstellungen im Rahmen dieses Projekts. Die Räume lassen noch klar erkennen, dass sie bis vor kurzem als Wohnraum gedient haben und stellen damit alles andere als einen „White Cube“ dar. Während der sog. „White Cube“ ein ästhetisch vordefinierter Raum ist, hat man es hier mit Zeichen lebensweltlicher Nutzung zu tun. Diese steht in einem konkreten funktionalen Bezug zum Museum: Privater Raum in einem öffentlichen Gebäude. Dieser Umstand birgt die Herausforderungen für die Künstler, sich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinander zu setzen und den Raum mit jeder der aufeinander folgenden Ausstellungen weiter zu verändern.
Der in Wien lebende Künstler Markus Hofer (* 1977) wird für den zweiten Teil von Space Invasion die Portierswohnung in eine Geschichtswerkstatt verwandeln. Von drei Schreibmaschinen ausgehend zieht sich eine Papierbahn durch die Räume der Wohnung, um schlussendlich in Archivboxen gesammelt zu werden. Auf ihrem Weg nimmt diese immer mehr Text auf. Völlig vollgesogen mit Druckerschwärze endet sie als vielschichtige historische Überlagerung in den Speichern der Geschichte. Markus Hofer bezieht sich damit einerseits auf die Geschichte der Portierswohnung, in der noch die Spuren der vorhergehenden Nutzung zu finden sind. Andererseits greift er zwei Begriffe auf, die für die Konstituierung der Museen von zentraler Bedeutung sind: Fortschritt und Geschichte. Die BesucherIn durchläuft bei Space Invasion den Prozess der Geschichtsschreibung von seinem „Ende“ her – so wie sich das Publikum auch in Ausstellungen immer mit den „Ergebnissen“ der Geschichte konfrontiert sieht. Am Ende der Räume angelangt steht man quasi am „Entstehungspunkt“ des Historischen.
Zusätzlich zu dieser Installation, wird Markus Hofer auch in anderen Bereichen des Museums Eingriffe vornehmen. In der Schausammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde wird die Arbeit „Blackbox“ installiert. Hier wird dieses Aufzeichnungsinstrument aus Flugzeugen im Museum eingebaut und zeichnet so auf einer symbolischen Ebene alle Prozesse, die in diesem Gebäude ablaufen, auf.