»Ich will vom Leben 100 Prozent!« Jimmy Berg. Komponist, Texter, Journalist (new academic press, 2023)


Di, 20.06.2023, 19.00 Uhr

Franz Kaufmann, Witwer von Trude Berg, reist aus New York und spricht über seine Erinnerungen

Wer kennt nicht den Wienerlied-Klassiker Sperrstund‘ is‘ in der Interpretation des österreichischen Volksschauspielers Hans Moser? Dessen Schöpfer Jimmy Berg ist jedoch heute den wenigsten ein Begriff.
Geboren 1909 als Symson Weinberg in Kolomea (Galizien), aufgewachsen in Wiener Neustadt, trat er in den 1930er Jahren als musikalischer Leiter der bedeutenden Wiener Kleinkunstbühne ABC in Erscheinung und war auch außerhalb Österreichs ein sehr erfolgreicher Komponist und Texter für Schlager und Wiener Lieder. 1938 floh er nach New York, wo er im Umfeld von Exilkünstler:innen an Kabarettbühnen und Theatern wirkte und u.a. mit Größen wie Hermann Leopoldi, Leon Askin, Karl Farkas und Oscar Teller arbeitete. An die beruflichen Erfolge in Europa konnte er allerdings nicht wieder anschließen.
Ab 1947 begann er eine zweite berufliche Laufbahn beim Sender Voice of America, wo er in eigens für die österreichischen Hörer:innen produzierten Sendungen Persönlichkeiten wie Oskar Kokoschka, Ernst Krenek oder Christa Ludwig interviewte. Jimmy Berg starb 1988 in New York.
1998 übergab seine Witwe Trude Berg der Österreichischen Exilbibliothek seinen Nachlass als Geschenk: über 1.000 Typoskripte seiner Texte und Kompositionen, Programmhefte und Einladungen zu Aufführungen in den USA und in Wien, Fotos, Rezeptionszeugnisse wie Kritiken und Tonaufnahmen.

Veronika Zwerger, die Herausgeberin, stellt den vorliegenden Band 2 der Reihe Österreichische Exilbibliothek. Dokumente und Studien vor, für den Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven und Wegbegleiter:innen den Bestand umfassend neu gesichtet und interpretiert und zeitgemäße Zugänge zu Jimmy Bergs Werk eröffnet haben. Franz Kaufmann, Witwer von Trude Berg, reist aus New York an und spricht über seine Erinnerungen.
Dem Buch beigelegt ist eine CD mit großteils unveröffentlichten Liedern, darunter Aufnahmen mit der Stimme von Jimmy Berg und mit originaler Musikbegleitung durch den Komponisten. Am heutigen Abend interpretieren Caroline Koczan (Gesang) und Gertrude Kisser (Akkordeon) ausgewählte Lieder live.

Buchpräsentation und Moderation: Veronika Zwerger
Gespräch: Franz Kaufmann
Musik: Caroline Koczan (Gesang) & Gertrude Kisser (Akkordeon)

Franz Kaufmann, geboren 1945 in Abington (PA), Wirtschaftsstudium an der Columbia University School of General Studies, New York (NY). Arbeit für The Wall Street Journal, New York (NY); Steel Heddle Manufacturing Company, Philadelphia (PA) / Greenville (SC). 1995 Begründer der Firma ENLOG LLC, New York (NY) und Mitbegründer von ENLOG GmbH, Potsdam. Seit 1996 in einer Beziehung mit Trude Berg, Heirat 2012. Franz Kaufmann lebt in New York. Seit dem Tod seiner Ehefrau Trude Berg im Jahr 2019 verwaltet er den Teilnachlass Jimmy Berg in New York.
Caroline Koczan, Schauspiel- und Musicalausbildung in Wien. Tätig am: K&K-Theater von Hans Peter Heinzl, Wiener Burgtheater (1985–1996), Volkstheater München, Neue Bühne Villach, Theater Drachengasse u.v.a. TV- und Film-Produktionen, zuletzt: Murer – Anatomie eines Prozesses (2018, Prisma Film/ORF) unter der Regie von Christian Frosch. Gründungmitglied und Sängerin der jiddischen Musikgruppe gojim (1987), Konzerttätigkeit mit gojim in Europa und Israel.
Gertrude Kisser, Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Preisträgerin bei nationalen und internationalen Wettbewerben, langjährige solistische Tätigkeit, Studiomusikerin, Ensemblemitglied bei den Wiener Art Schrammeln und bei Geduldig und Thimann (jüdische Musik), GOLA Akkordeon Duo mit Felix Lee, Tourneen in Amerika, Europa und in der Türkei, Instrumentallehrerin für Akkordeon an den Musiklehranstalten der Stadt Wien in Rudolfsheim-Fünfhaus, mehr als fünfzig Jahre Leiterin des Wiener Akkordeon Ensemble und 2018 Verleihung des Berufstitel Professorin.

Eine Veranstaltung der Österreichischen Exilbibliothek