Dr. Anton Karl Mally: Wer war Piefke? Wer ist Piefke? Zur Herkunft und Begriffsentwicklung


In diesem Vortrag geht es hauptsächlich um die Herkunft des österreichischen Kollektivspitznamens \”Piefke\”. Dieser wird auf den preußischen Militärmusikdirektor und Marschkomponisten Gottfried Piefke zurückgeführt, der den Österreichern frühestens 1864 oder 1866 als \”preußischester Preuße\” aufgefallen sein soll. Andere mögliche Auslöser sind: der dem \”Königgrätzer Marsch\” des Genannten untergelegte Namensneckspruch \”Der Piefke lief die Stiefel schief\”, der im Deutschen Heer als Marschreim zu vielen (auch zu ernsten) Soldatenliedern gesungen wurde, die darauf beruhende Bezeichnung \”Piefke\” für den tatsächlich stiefelschieflaufenden Rekruten oder einfachen Soldaten, aber auch der vom Berliner Adolf Glassbrenner in die humoristische und satirische Literatur eingeführte \”plebejische\” Name Piefke, der sich seit 1869 in österreichischen Zeitschriften findet und in der erstmals 1872 im Druck erschienenen Komödie \”Teut\” von Robert Hamerling als Berliner Gegenspieler des Wieners Schwemminger auftritt. Außerdem wird geschildert, welche Rolle der Kollektivspitzname \”Pi(e)f(f)ke\” oder \”Piefkineser\” für die Einstellung der Österreicher zu den \”Deutschländern\” seit dem 1. Weltkrieg – vor allem zur Zeit des \”Großdeutschen Reiches\” von 1938 bis 1945 – spielt.