Die Medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter.


Der Vortrag basiert auf der Publikation der Referentin, die aus einer von Prof. Dr. W. Stelzer
betreuten Diplomarbeit (approbiert 2008) hervorgegangen ist. Es geht um eine Gesamtschau
über die Entwicklung der Medizinischen Fakultät von der Gründung der Wiener Universität
im Jahre 1365 bis zum Tod Kaiser Maximilians I. im Jahr 1519. Es werden daher – gestützt
auf intensiven und grundlegenden Studien der Originalquellen (Stiftbrief von 1365, Albertinum
1384, medizinische Statuten, lateinische Dekanatsakte [AFA und AFM], Matrikel) und
der Sekundärliteratur – zuerst die Organisation der Fakultät, weiters der Ausbildungslehrgang
für Mediziner mit besonderem Augenmerk auf die sogenannten „Anatomien“ (Sektionen an
menschlichen Leichen) und Richtlinien zur Rezeption von an auswärtigen Universitäten studierten
Medizinern dargelegt.
Ausführlich wird auf die Aufgaben der medizinischen Fakultät im städtischen Umfeld des
spätmittelalterlichen Wiens rekurriert, die vor allem darin bestanden, ihr alleiniges, von Bischof
und Kaiser verbrieftes Recht zur Ausübung der akademischen Medizin gegenüber den
nicht gelehrten, aber beim Volk überaus beliebten „Empirici“ durchzusetzen; desgleichen
wird auf den über hundert Jahre dauernde Streit mit den Apothekern, der schließlich im Zweiten
Privileg von Maximilians I. ein für die Fakultät positives Ende fand, eingegangen.
Zuletzt wird noch konkret auf die tatsächliche Zahl der Mediziner an der Wiener Fakultät
hingewiesen. Die eigenen Recherchen ergaben 132 graduierte Doktoren, wovon 88 in Wien
promovierten (66,7%) und 44 in Wien rezipiert (33,3%) wurden. Im Vergleich zu den 35.602
Gesamtinskribenten (1401–1500) sind in den Medizinerakten I + II (1399–1501) 223 Personen
registriert, was allerdings nur einem Prozentsatz von 0,63% entspricht. Da aber 100 Personen
einen akademischen Abschluß erreichten, waren diese mit 44,8% erfolgreicher als die
Artisten, da von ihren 11.000 Studenten nur ca. 5% zum Mag. art. promoviert wurden.