Der 1. Mai – Demonstration, Tradition, Repräsentation


Anachronistischer Feiertag, (Massen-)Event oder Kampftag für prekär gewordene Arbeitsverhältnisse? Anlässlich seines 120-jährigen Jubiläums zeichnet die Ausstellung im Österreichischen Museum für Volkskunde die Geschichte der Veranstaltungen zum Tag der Arbeit nach. Seit seiner ersten internationalen Feier 1890 ist der 1. Mai ein paradigmatisches Datum der Arbeiterbewegung, dem eine Vielzahl von Bedeutungen, Assoziationen und Projektionen eingeschrieben ist. Zugleich spiegelt der 1. Mai in seiner 120jährigen Geschichte exemplarisch allgemeine historische Verläufe, Brüche und Wendungen eines Jahrhunderts der Moderne und schließlich der Postmoderne. Die Ausstellung bringt diese Wandlungen und Kontinuitäten von der Formierung der Arbeiterklasse vor über 100 Jahren, über die Kultur- und Klassenkämpfe der Zwischenkriegszeit, die Umdeutungen des Austrofaschismus und Nationalsozialismus, die Rekonstruktionsszenarien von Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Kaltem Krieg bis in das Zeitalter des Neoliberalismus, wo Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer immer mehr ihre soziale Position zu verlieren drohen. Wie allerdings die Anzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der alljährlichen Maidemonstration beispielsweise in Wien zeigt, bleibt die (Massen-)Manifestation als politischer Kampfruf selbst in ihrer vielleicht überbrachten Form ein augenscheinlicher Mobilisierungsfaktor. Die Ausstellung anlässlich 120 Jahre 1. Mai ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) von dem die Idee zu diesem Projekt stammt , dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA) und dem Österreichischen Museum für Volkskunde und wird ab 30. April 2010 im Österreichischen Museum für Volkskunde zu sehen sein. Das Volkskundemuseum hat bereits in früheren Ausstellungen wesentliche Beiträge zu einer kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit gesellschafts- und sozialpolitisch relevanten Themen geleistet u. a. 1999 „Leben in der Platte“, 2001 „Produkt: Muttertag“, 2002 „Aller Anfang“, 2003 „Körpergedächtnis“. Gemeinsam begibt man sich nun, über Wien und Österreich hinausgehend, auf Spurensuche entlang der politischen und sozialen Einflusssphären des 1. Mai. Ein Gemeinschaftsprojekt von: Österreichisches Museum für Volkskunde Verein Geschichte der Arbeiterbewegung Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung