Performance: Michèle Métail und Christian Steinbacher.
Es ist nicht der erste gemeinsame Auftritt von Michèle Métail und Christian Steinbacher, aber der erste in Österreich. Zentral steht der 2020 in der Edition Korrespondenzen erschienene Band Phantome Phantome, in dem sich Métails aus vorgefertigtem Sprachmaterial gebildete „Portraits-robots“ (eine
Bezeichnung für Fahndungsbilder, wie sie in der Kriminalistik verwendet werden) und die auf ihnen fußenden „Aneignungen“ von Steinbacher gegenüberstehen. Diese „Porträts aus Sprache“ werden in dem Auftritt durch weitere Texte ergänzt, und darunter (neben wenigen Texten von Steinbacher, die Métail ins Französische übertragen hat) auch Arbeiten aus Métails jüngst in Frankreich erschienenem Buch les 500 inconnues de l’ère Heisei, worin sie den 500 Jüngern Buddhas 500 Silhouetten von unbekannten Frauen, die ihr
in Japan 2016 begegnet sind, entgegenhält. Die Figuren bestehen jeweils aus der präzisen Beschreibung des unmittelbar begegnenden Bilds und ergeben ein Archiv einer Epoche. Steinbacher hat für den Auftritt sowohl Übertragungen einiger dieser Silhouetten als auch (lautlich agierende) Überschreibungen der ebenso diesem Projekt zugehörigen Farbwortfolge
„Nuancier“ angefertigt. Für Métail erfahren viele ihrer Arbeiten erst als gesprochene ihre Fertigstellung, aber auch Steinbacher gibt in seinen Darbietungen dem Vortrag ein Gewicht.
