Zum Tod von Jean-Marie Straub (1933–2022), der ohne Danièle Huillet (1936–2006) nicht denkbar ist
Anlässlich des Todes des Filmregisseurs Jean-Marie Straub, der am 20. November 2022 im Alter von 89 Jahren in der Schweiz gestorben ist, möchten wir mit einem Lektürehinweis an ihn und Danièle Huillet (1936–2006) erinnern, ein unvergleichliches Paar, das im Leben untrennbar miteinander verbunden war und im gemeinsamen künstlerischen Werk fortleben wird.
Der cinephile Autor und frühere Filmkritiker Helmut Färber, fasst es in „Die Beharrlichkeit des Blicks“, einem Dokumentarfilm von Manfred Blank über Straub/Huillet, in folgende Worte:
„Eines, was mir wichtig ist, das ist, dass die Straubs wirklich zurückgegangen sind auf die Kinematographie. Denn wenn es so etwas wie eine Seele des Films überhaupt gibt, dann ist das bestimmt nicht die Filmkunst, sondern dann ist das die Kinematographie. Das Einzigartige an der Kinematografie ist, dass sie in jeder Einstellung, in jeder Aufnahme, die ein Teil eines Films wird, etwas zu bewahren vermag, was ohne die Aufnahme da war und ist. Und die Kinematographie zeigt es nicht, sondern, unendlich mehr, sie gibt es zu hören und zu sehen. Und das ist ein fundamentaler Unterschied und der ist von Bedeutung in einer menschlichen Gesellschaft, für die sich alles Wahrnehmbare und Sichtbare in Zeichen und in Signale verwandelt, so wie sich für den König Midas, alles was er berührte, in Gold verwandelt hat, auch das Brot.“
Jean-Marie Straub & Danièle Huillet
Herausgegeben von Ted Fendt
Eines der zentralen Œuvres im modernen Kino: von Nicht versöhnt (1964/65) bis Kommunisten (2014), von der Chronik der Anna Magdalena Bach über Moses und Aaron bis Klassenverhältnisse. Jean-Marie Straub und Danièle Huillet haben ihr Schaffen fünf Jahrzehnte lang als eine Grenzüberschreitung verstanden – in steter Bewegung zwischen Deutschland, Italien und Frankreich, und in intensiver Auseinandersetzung mit den anderen Künsten, großzügig und kompromisslos zugleich. Die Arbeit der Schriftsteller und Komponisten, mit denen sich Straub und Huillet befassen (von Bach bis Brecht, von Kafka bis Schönberg), tritt in Dialog mit einer unverwechselbaren, zutiefst materialistischen Ästhetik des Kinos.
Das reich illustrierte Buch über Straub-Huillet ist zugleich eine englischsprachige Einführung in ihr Werk und die bisher detaillierteste Dokumentation ihrer Filme. Es enthält zahlreiche unveröffentlichte Bilder und Dokumente, ein großes Gespräch über „Film und Politik“, Arbeitsberichte vieler Mitarbeiter/innen sowie Essays von Harun Farocki, Ted Fendt, John Gianvito, Jean-Pierre Gorin, Claudia Pummer und Barbara Ulrich.
Band 26 der FilmmuseumSynemaPublikationen
In englischer Sprache. Broschur. 256 Seiten, 150 Fotos in s/w und Farbe.
Wien (SYNEMA-Publikationen) 2016. ISBN 978-3-901644-64-1. Preis: € 22.-
Wir freuen uns über Ihr Interesse und nehmen gerne Ihre Bestellungen entgegen unter: office [at] synema.at.
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SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien ist eine – von der Sektion IV: Kunst und Kultur / Abt. 3: Film des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport – geförderte Institution.
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