Der Flexion wird traditionell mehr Produktivität als der Wortbildung beigemessen. Um diese Annahme zu begründen, wird im Allgemeinen auf die syntaktische Funktion der Flexion hingewiesen, wobei der Wortbildung die Hauptfunktion der lexikalischen Bereicherung zugeschrieben wird. Der Vortrag wird diese Frage mithilfe der neulich entwickelten quantitativen Ansätze zur Produktivität wieder aufgreifen. Aufgrund von auf einem italienischen Korpus beruhenden Daten wird gezeigt, dass ein quantitativer Ansatz die Doppelnatur der flexivischen Produktivität erkennen lässt. Einerseits verhält sich die Flexion bezüglich ihrer lexikalisch bedingten Flexionsklassen wie die Wortbildung. Andererseits weisen Flexionskategorien infolge ihrer syntaktischen Funktion extrem hohe Produktivitätswerte auf. Darüber hinaus sind die Letzteren nicht immer uniform: verschiedene Faktoren können ihre Produktivität beeinflussen, beispielsweise die ersetzende Rolle der Modalverben. Und das in einer Sprache wie dem Italienischen, wo Modalverben für viel weniger grammatikalisiert als in anderen Sprachen gehalten werden.
Zur Doppelnatur der morphologischen Produktivität.
05.06.2007 18:15 - 19:45
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