Alte Konzepte von Schönheit stoßen in unserer Massengesellschaft an ihre Grenze, was heute zählt ist nur noch Individualismus. Es gilt, sich von anderen zu unterscheiden. Hierbei benutzt der Mensch schon seit Jahrtausenden nicht nur Kleidung und Haarschnitt, sondern der Körper selbst wird vielfältig modifiziert mit Tätowierungen, Durchbohrungen und Schmucknarben. Als „primitiv“ deklariert hat das 21. Jahrhundert eine Vielzahl dieser uralten Techniken neu entdeckt. Um die Jahrtausendwende boomten Tattoo- und Piercingstudios, an amerikanischen Colleges waren zwischen 50 und 80 Prozent der Jugendlichen gepierct, in Deutschland trägt jede/r Fünfte ein Tattoo.
Seitdem die Midlife-Crisis-Generation diesem Trend folgt und der 55jährige, verbeamtete Großvater stolz seine Oberarmtätowierung dem Enkel zeigt, muss die Avantgarde neue Wege gehen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl neuer Trends der Körpermodifizierung, von denen manche dem Außenstehenden abstrus und anomal erscheinen.
Die psychologischen Motive der Betroffenen sind weitreichend, es fängt an bei der Sehnsucht nach Verschönerung, verläuft über die Lust am Schmerz und hört mitunter erst bei Selbstdestruktion auf. Dies lässt die Frage offen, in welchem Ausmaß sich bei Body-Modifications Selbstverletzung und Schönheitsideal überlappen? Fraglich bleibt auch, wo das Ende dieses Trends zu sehen ist? Schon heute lässt sich mit Hilfe plastischer Chirurgie das Aussehen eines Menschen völlig verändert und die moderne Medizin schreckt nicht einmal mehr davor zurück, sogar Gesichter zu transplantieren. Was ist von der neuen Ästhetik zu halten?
Vortrag “Body Modification”
29.01.2008 19:15
| Institut für Psychologie - Hörsaal 02.21, Universitätsplatz 2/II, 8010 Graz
Kontakt: http://psyserver.uni-graz.at/stgp/ oder psy.stgp@uni-graz.at