Wie facettenreich und vielschichtig jene Bevölkerungsgruppen sind, die als
Vagabund:innen, als „Nicht-Sesshafte“ und/ oder Wandernde tituliert werden
beziehungsweise sich selbst als solche bezeichnen, zeigt sich in den historischen Auseinandersetzungen ebenso wie in dem Kaleidoskop zeitgenössischer Initiativen,
Forschungs- und Kunstprojekten, die sich mit Systemen sozialer Beziehungen außerhalb einer etablierten gesellschaftlichen Ordnung befassen.
In diesem Band stellt Wien den Ausgangspunkt und Schauplatz von
Vagabund:innenbewegungen dar. Historische und kulturwissenschaftliche Perspektiven werden mit gegenwärtigen Aspekten verschränkt: Dabei werden Brüche und Kontinuitäten hinsichtlich sozialer Mechanismen, künstlerischer Ausdrucksformen und politischer Organisationsformen ausgelotet und zur Sprache gebracht.
Die beiden Herausgeber:innen Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber stellen das Buch und seine Entstehungszusammenhänge vor.
Natalie Deewan veranstaltet einen Jahrmarkt der Gestalten (nach Angelika Kopečný) und Anna Leder liest ihr Epos über eine zeitgenössische Heldin, die als 24-Stunden-Betreuerin tätig ist.
Moderation: Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber.
Natalie Deewan, geb. 1978 in Wien, sucht und findet sprachliche Lösungen, praktiziert reine, reale, angewandte und kollektive Literatur im öffentlichen und veröffentlichten Raum und macht deesign. Zuletzt remontierte sie die Aufschriften geschlossener Geschäfte zu Wiener Leerstandsanagrammen und fontifiziert handschriftliche Zeichen aller Art in der Heterotypia Font Family. 2021 erschienen 4 neue Postkartenbooklets (Angewandte Literatur, Deesign, Retzer Mauerschau, Gemischter Satz), 2022 erscheint Lucida Console – ein Translatorium Maximum im Klever Verlag. Seit 2005 betreibt sie den Wiener Deewan, ein pakistanisches Curry-Lokal mit pay-as-you-wish-Prinzip, gemeinsam mit Afzaal Deewan. www.heterotypia.net
Anna Leder lebt in Wien, ist an Selbstorganisierungsprozessen interessiert und in Sorgearbeitszusammenhängen aktiv, derzeit in der IG24 (www.ig24.at), zuletzt hat sie gemeinsam mit Mario Memoli und Andreas Pavlic den Sammelband Die Rätebewegung in Österreich. Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie (Mandelbaum, 2019) herausgegeben.
Andreas Pavlic, geb. 1974 in Innsbruck, in Wien lebend; Studium der Politikwissenschaft und der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit; arbeitet als Schriftsteller und forscht zu historischen sozialen und alternativen Bewegungen; mag Kooperationen und Kollektive und ist u. a. Teil des Papiertheaterkollektivs Zunder und der Literatursendung auf Radio
Orange; zuletzt erschienen sind der Roman Die Erinnerten (Edition Atelier, 2021) und der Sammelband Die Rätebewegung in Österreich (gemeinsam mit Anna Leder und Mario Memoli, Mandelbaum, 2019).
Eva Schörkhuber, geb. 1982, lebt und arbeitet als Schriftstellerin, Literatur- und Kulturwissenschafterin in Wien; sie hat über Archiv- und Gedächtnistheorien promoviert und ist Mitglied der Redaktion von PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb/Politisch Schreiben, des Papiertheaterkollektivs Zunder und des Teams der Literatursendung auf
Radio Orange; momentan ist sie auch wissenschaftliche Mitarbeiterin an der mdw –Universität für Musik und darstellende Kunst Wien; zahlreiche literarische und wissenschaftliche Publikationen im In- und Ausland, sowie genreübergreifende Kooperationen mit Musiker:innen und anderen Literat:innen; Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV); zuletzt erschienen sind die Monografie Akte(n) der Verwahrung. Zugänge zu einem Archiv der Literatur (Praesens, 2019) und der Roman Die Gerissene (Edition Atelier, 2021)
Beiträger:innen der Anthologie Vagabondage. Vagabundieren in/um/durch/rund um Wien: Averklub Collective, Lisa Boloys, Ljubomir Bratić, Natalie Deewan, Enesi M., Georg Fingerlos, Peter Haumer, Anna Leder, Alexander Machatschke, Elena Messner, Andreas Pavlic, Maren Rahmann, Georg Rosenitsch, Eva Schörkhuber und Christa Stippinger.
Die Veranstaltung kann entweder über den Live Stream auf der Homepage des Literaturhaus Wien mitverfolgt oder vor Ort im Literaturhaus Wien besucht werden.
Covid-19-Maßnahmen: Laut der aktuellen Verordnung gilt im Literaturhaus Wien bei Veranstaltungen eine FFP2-Masken-Empfehlung.