„the touch of her hand on the film’s flesh“


Fuses (1964–1967) ist der erste Teil von Carolee Schneemanns autobiographischer Trilogie. Der 22-minütige Film zeigt die Künstlerin beim Sex mit ihrem Partner James Tenney, wobei die Kamera entweder auf einem Stativ befestigt war oder alternierend von Tenney und Schneemann bedient wurde.

Noch vor Abschluss der Drehphase begann Schneemann das Filmmaterial manuell zu bearbeiten. Sie bemalte und stempelte es, färbte es ein, bleichte es, erhitzte es im Backofen, trug Wachs auf, malträtierte es mit einer Rasierklinge, setzte es der Witterung aus und imprägnierte einige Partien mit ihrem eigenen Urin.

Alle diese Eingriffe zeugen von Schneemanns Misstrauen in die Fähigkeit der Kamera, intensive körperliche Empfindungen auch nur annähernd einfangen zu können. Erst eine taktile Auseinandersetzung mit dem Filmstreifen – „the touch of her hand on the film’s flesh“ (Schneemann) – sollte jene Unvermitteltheit vermitteln, die der physischen und psychischen Intensität eines Liebesakts angemessen schien.

Gabriele Jutz A.o. Univ.Prof. Mag.Dr.phil., Film- und Medienwissenschaftlerin. Seit 1989 Lehraufträge an den Universitäten Salzburg, Graz und Wien; Mitarbeit bei der Forschungskooperation CNRS/Paris – Universität Salzburg, Bereich „Kultursemiotik“. Forschungsprojekt des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung über „Gender und Film“. Gastprofessur für Filmwissenschaft an der FU Berlin. Seit 1993 Lehrtätigkeit an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Lehrveranstaltungen zu Geschichte, Theorie und Ästhetik von Film und Medienkunst. 2009 Habilitation zum Thema „Cinéma brut. Eine alternative Genealogie der Filmavantgarde“ (Springer Verlag).