Jean André Deluc (1727-1817), Wissenschaft, Religion und Katastrophendiskurs um 1800.


Leben und Werk des Genfer Naturforschers Jean André Deluc bilden einen Knotenpunkt für die Verknüpfung von Naturforschung, Religion sowie gesellschaftlichen und natürlichen Kata-strophen: Deluc führt im Zeitalter der demokratischen und vordemokratischen Revolutionen den Katastrophendiskurs in die Geologie ein und diskutiert seine religiöse Bedeutung ganz offen.
Nicht nur Delucs Geologie, auch seine Biographie war von Brüchen, Wechseln, wenn nicht Revolutionen und Katastrophen durchzogen. Seine Lebensstationen führten vom Tuchhändler zum Anführer der Genfer Unruhen. Er erlebte das Scheitern der von ihm verhandelten politischen Kompromisse ebenso wie den Bankrott seines Unternehmens. In Genf der 1750er und -60er Jahren arbeitete Deluc mit Rousseau und Voltaire politisch zusammen, doch es kam zum Bruch. Seine Übersiedelung nach England, wo er Vorleser der englischen Königin Charlotte, Gemahlin Georgs III. wurde, ist endgültig. Er kehrte niemals in seine Heimatstadt Genf zurück.
Mein Vortrag diskutiert die biographischen, konfessionellen und politischen Elemente seiner Geologie, die in Neptunismus und Vulkanismus Indizien für geologische Katastrophen sucht.
Die Französische Revolution verschärft die Situation und lässt die konfessionellen Elemente der Deluc’schen Katastrophengeologie noch stärker hervortreten.