Nach einer Idee von und mit einer Einführung von Michael Omasta und Brigitte Mayr, Special Guest: Peter Suschitzky.
Wolf Suschitzky – Fotograf und Kameramann
Dokumentarfilm, AT 2009, 22 min, OmeU
Regie, Konzept & Realisation: Joerg Burger. Recherche & Interviews: Michael Omasta, Brigitte Mayr. Ton: Hjalti Bager-Jonathansson Produzenten: Ralph Wieser, Georg Misch. Produktion: Mischief Films
Joerg Burger – selbst Fotograf und Kameramann – zeichnet das bewegte private und künstlerische Leben Wolf Suschitzkys nach. Erzählungen, Anekdoten und Erinnerungsstücke des 95-jährig in London lebenden gebürtigen Wieners bilden die Grundlage für einen Dialog mit dem vielseitigen Kameramann, dessen Lebendigkeit und lausbübischer Humor diesem filmischen Kurzporträt seinen besonderen Charme verleihen. Eine Hommage auf einen großen, allzu bescheidenen Mann des Kinos.
The Bespoke Overcoat
Spielfilm, UK 1955, 37 min, eOF
Regie: Jack Clayton. Buch: Wolf Mankowitz nach der Novelle „Der Mantel“ von Nikolai Gogol. Kamera: Wolf Suschitzky. Darsteller: Alfie Bass, David Kossoff. Produzent: Jack Clayton
The Bespoke Overcoat, das Oscar-prämierte Regiedebüt von Jack Clayton, wird unter improvisierten Studiobedingungen in einer aufgelassenen Londoner Kirche gedreht. Der Film transferiert die Handlung von Nikolai Gogols gleichnamiger Novelle ins London von heute. Hauptfigur ist Fender, ein armer jüdischer Buchhalter im Lagerhaus einer Kleiderfabrik, der bei einem befreundeten Schneider einen Mantel in Auftrag gegeben, dessen Fertigstellung aber nicht mehr erlebt hat. Erzählt wird in Rückblenden, in denen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fantasie einander durchdringen. Während der trauernde Schneider einen Schluck seines geliebten Brandys nimmt, taucht der gerade eben beerdigte alte Freund in seiner Werkstatt auf, und nun erst erfahren wir die Geschichte des Mantels, den er nie getragen hat.
Der ganze Film lebt von Alfie Bass, dem Hauptdarsteller, und von Wolf Suschitzkys überragender Kameraarbeit, die ebenso klar wie prägnant ist und in ihrer Expressivität an frühe Meisterwerke des Weimarer Kinos erinnert. Die Bildsprache wechselt zwischen realistischen Details und ihrer poetischen Überhöhung. Entsprechend kompliziert, erzählt Suschitzky in unserem gemeinsamen Film-Buch, waren die Aufnahmen, insbesondere die Sterbeszene von Fender: „Die Szene im Bett wurde in einem winzig kleinen Raum gedreht. Jack Clayton wollte mit einer Profilaufnahme von Alfie Bass beginnen und dann sollte die Kamera um das Bett herumfahren, ohne Unterbrechung bis zu einer Profilaufnahme von der anderen Seite. Wir hatten einen großen, klobigen Kamerawagen. Ron Robson, unser Kameraassistent, vollbrachte wahre Wunder, kraxelte über den Schwenkarm des Dolly, während er die Kamera stets auf Alfie gerichtet hielt. Das übrige Team war damit beschäftigt, Möbel hin und her zu schieben, um der Kamera und ihm den Weg freizumachen.“
Snow
Dokumentarfilm kurz, UK 1963, 8 min, kein Dialog
Regie: Geoffrey Jones. Kamera: Wolf Suschitzky. Produktion: Geoffrey Jones Films. Koproduktion: British Transport Films
Snow, eine Variation auf den Dokumentarfilmklassiker Night Mail (1936), wird im Winter 1962/63 von British Transport in Auftrag gegeben. Geoffrey Jones, eine der herausragenden Persönlichkeiten der britischen Filmavantgarde der 1960er-Jahre, übernimmt seine Realisierung. Wochenlang jagen der Regisseur und sein Kameramann Wolf Suschitzky kreuz und quer durch England dem Schnee hinterher. Die Schienen, begraben unter Bergen von Eis und Schnee, müssen Schwelle um Schwelle mühevoll freigelegt werden. Menschen und Maschine geraten dabei an ihre Grenzen. Ein Stakkato rasch wechselnder Bilder, von den ratternden Rädern des Zugs zum komfortablen Müßiggang der Passagier/innen im Inneren der Abteile und zurück zur schneebedeckten Landschaft draußen. Snow, eine mit jazziger Musik unterlegte fulminante Winterreise mit British Railways, wurde 1965 in der Kategorie Bester Kurzfilm für den Oscar nominiert.