Im Zentrum der Ausstellung „Matthias“ tanzt. Salzburger Tresterer on stage steht der titelgebende Matthias Eder, vulgo Höller Hias, aus Uttendorf im Pinzgau. Er war einer der Tresterer, die 1897 und 1898 beim Salzburger Volksfest auftraten. Sie sollten auch zum Festzug anlässlich des 50. Regierungsjahres von Kaiser Franz Joseph nach Wien entsandt werden und wurden als „Die letzten Vorperchten“ vor dem Schloss Mirabell in Salzburg von Carl Hintner fotografiert.
Die Feierlichkeiten fanden wegen der Ermordung von Kaiserin Elisabeth aber nicht statt. Für das Phonogrammarchiv der Akademie der Wissenschaften in Wien tanzte Matthias Eder im Trestererkostüm 1939. Herbert Lager, Walter Goebl und Ilka Peter stellten Film- und Tonaufnahmen von ihm her. Er war damals der einzige, der noch trestern konnte. Der Künstler Thomas Hörl bearbeitete diese Filmaufnahmen für seine partizipative Rauminstallation „Matthias“, die Mittelpunkt der Ausstellung „Matthias tanzt“ ist. Die Tondokumente wurden von der Musikerin Cherry Sunkist und dem DJ das_em bearbeitet und sind auf einer Single erschienen, die Teil von Hörls Installation ist. Im Rahmen der Finissage werden die Musikstücke vorgestellt und Gerda Lechleitner, Leiterin der Abteilung „Historische Bestände“ des Phonogrammarchivs, hält einen Vortrag, der die Situation dieser Institution in den 1920er und 1930er Jahren beleuchtet:
Gerda Lechleitner
Neue Räume, neue Technologien: Umbrüche im Phonogrammarchiv 1920-1939
Die Zäsur, die der Erste Weltkrieg setzte, machte auch vor dem Phonogrammarchiv nicht Halt. Den Möglichkeiten entsprechend wurde versucht, die neue Situation optimal zu nützen. Nach dem Tod des Gründers und ersten Leiters, des Physiologen Sigmund Exner, übersiedelte das Phonogrammarchiv in die Liebiggasse, wo nach damaligen neuesten Erkenntnissen ein Studio eingerichtet und schrittweise von der Phonogramm- auf die Grammophontechnik umgestellt wurde. Außerdem sind veränderte inhaltliche Schwerpunkte festzustellen, u.a. eine Fokussierung auf Europa und Österreich. Ab den 1930er Jahren gab es eine Kooperation mit dem Volkskundemuseum, v. a. für Instrumentalmusikaufnahmen, und ein weiteres volkskundliches Projekt, nämlich die von Herbert Lager und Ilka Peter organisierten Film- und Tonaufnahmen verschiedener Perchtentänze mit Matthias Eder, vulgo Höller Hias.