Die österreichische – breiter gefasst: zentraleuropäische – Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts kennt zahlreiche prominente Protagonisten aus religiösen Gemeinschaften, die teilweise auch über deren Auflösung hinaus als Gelehrte tätig blieben. Zu nennen sind die historisch-kritischen Gelehrten der großen niederösterreichischen Benediktinerstifte Melk und Göttweig (die Brüder PEZ oder Gottfried BESSEL) ebenso wie die jesuitischen Numismatiker Joseph Hilarius ECKHEL, Joseph KHELL und Erasmus FRÖHLICH, die Astronomen Maximilian HELL, ebenfalls Jesuit, und Placidus FIXLMILLNER, Benediktiner von Kremsmünster, oder der Augustiner-Chorherr Andreas Xaverius STÜTZ, Direktor des Kaiserlichen Mineralien-Kabinetts.
Es soll in dem Vortrag weniger um die Würdigung dieser gut bekannten gelehrten Ordensmänner gehen, als vielmehr um die Frage, in welchen breiteren Kontext sie und ihre jeweiligen Orden in der akademischen Wissensgeschichte des 18. Jahrhunderts zu verorten sind: nach der Seite des Wiener Hofes, des Buchmarkts, der internationalen Gelehrtengemeinschaft, aber auch der universitären Landschaft. In welchem Ausmaß sind die Genannten als Ausnahmeerscheinungen in ihren jeweiligen Gemeinschaften anzusprechen, in welchem Ausmaß spielten Ordensleben und -identität für sie selbst eine Rolle? Und wie ist es zu erklären, dass zahlreiche Orden – von den Mendikanten bis zu den Schulorden – an den genannten wissenschaftlichen Zirkeln wesentlich weniger Anteil zu haben schienen?
Die Rolle der religiösen Gemeinschaften in der österreichischen Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts
27.04.2017 18:00 - 19:00
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