„Die Österreichkarten des Wolfgang Lazius“


Wolfgang Lazius (1514-1565) zählt zu den bedeutendsten Kartographen des 16. Jahrhunderts. Von den frühen 1540er Jahren bis 1563 fertigte er nach unserem heutigen Wissensstand 24 Karten und einige Kartenskizzen an, worauf Gebiete zwischen Brandenburg im Norden und Kreta im Süden sowie dem Elsass im Westen und Siebenbürgen und der westlichen Türkei im Osten abgebildet sind.
Der Vortrag hat nach einer kurzen Einführung zu seinem Leben und zu seiner kartographischen Arbeitsweise die Österreichkarten zum Thema. Das Hauptaugenmerk wird vor allem auf die „Typi chorographici provinciarum Austriae“ gelegt. Lazius publizierte diesen ersten Atlas der österreichischen Lande 1561 in der Wiener Druckerei von Michael Zimmermann. Die darin enthaltenen 11 Karten sind alle von ovaler Form und haben eine besonders dekorative Ausgestaltung erfahren. Sie werden nämlich vom österreichi-schen Doppeladler gehalten, auf dessen Schwingen Lazius die Wappen der Nachbargebiete eingetragen hatte. Mit dieser kombinierten Darstellung von Kartenbild und Doppeladler symbolisierte Lazius wohl die Zugehörigkeit der dargestellten Länder zum Habsburgerreich. Somit kann ihnen auch eine politische Funktion zugesprochen werden. Zwei der elf Karten konzipierte Lazius als Geschichtskarten. Sie sollen jene Mark darstellen, die von Karl dem Großen um 800 beziehungsweise von Otto I. nach der Schlacht am Lechfeld 955 gegründet wurden.
Ein weiteres Thema des Vortrages bildet die Karte „Austriae Cho-rographia“, die Lazius 1563 angefertigt hatte. Lazius’ Ableben 1565 verhinderte allerdings vorerst ihre Veröffentlichung, bis der protestantische Theologe und Historiker Oseas Schad (1586-1626) aus Straßburg die Handzeichnung wiederentdeckte. Dem Humanisten Matthias Bernegger (1582-1640) haben wir schließlich den Druck der Karte zu verdanken, der von Jakob van der Heyden (1573-1645), einem flämischen Maler und Kupferstecher, im Jahre 1620 besorgt wurde.